Senioren und Technik ?!

  • Hallo zusammen,


    es würde mich mal interessieren wie ihr mit dem Thema umgeht.
    Es gibt viele kapitalkräftige ältere Herrschaften, die sich nicht scheuen, ihr Heim mit neuester High-Tech auszustatten. Grundsätzlich spiele ich da gerne mit, denn diesen Umsatz kann man ja gut gebrauchen. Nach dem Kauf beginnt dann das Drama. Weil die Leute ja 75 und nicht mehr 25 sind, begreifen sie auch mindestens 3-mal so schwer und rufen wegen jeder Kleinigkeit an. (Winterzeit einstellen, Kanäle suchen /einstellen, "Was bedeutet finalisieren?") Diese Aufzählung kann seitenweise fortgesetzt werden.
    Ich sehe folgende Probleme:
    Nimmt man jedesmal Geld, verliert man u.U. den Kunden und er macht dazu vielleich noch negative Reklame.
    Nimmt man kein Geld, hätte man den Verkauf auch sein lassen können.
    Dem Kunde zu sagen, er sei zu blöd, ist auch nicht optimal.
    Seniorengerechte Geräte muß man mit der Lupe suchen. Warum tut sich die Industrie hier so schwer?
    Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?


    Gruß von der Waterkant
    Willi

  • Da muß ich dir voll zustimmen.


    Es ist absolut unnötig 90 % der Kunden z. B. ein Bus-System zu verkaufen, da, wenn es ein Problem damit gibt man Programmierkenntnisse und zusätzlich einen Laptop braucht.


    Habe sogar einer Firma mal ein Bus-System verkauft - sogar der Hersteller hatte es schwer einen Fehler zu suchen, eben weil es nicht viel verkauft wird.


    Wenn ich mich damit beschäftige, stellen solche Systeme kein Problem für mich dar, aber wenn du länger damit nicht arbeitest mußt du dich wieder einlesen ...


    Gruß
    Alf

  • habe meiner Oma eine Hifi Anlage gegeben. Am Verstärker habe ich einfach Aufkleber auf die wichtigen Bedienelemente geklebt mit deutlichen Bezeichnungen drauf.
    Kann man aber nicht immer machen. Einer 70-jährigen Dame würde ich keinen DVD Recorder verkaufen. Höchstens, wenn vorhanden einen älteren VS-600 oder ähnlich von Grundig. Nicht viele Funktionen, einfach zu bedienen und gute Qualität.


    Bei DVD Playern, CD Playern usw, nehme ich immer den Vergleich mit den Symbolen vom Kassettenrecorder, der da noch weit verbreitet ist. Hat bei meiner Oma funktioniert.
    Beim TV muss man wohl oft noch mal hinkommen. Das ist oft zu hart für die Leute.


    Habe 2 Kundinnen (ich gehe immer dahin), die einen Computer gekauft haben (1x Laptop, 1x Normalrechner mit TFT, WLAN DSL)


    Die Notebook Frau ruft öfters an, ist aber kein Problem, da nur 500m weg. Langsam begreift sie auch, was Sache ist.


    Die andere kommt ganz gut zurecht und meldet sich nur bei ernsten Sachen.


    Habe das Gefühl, dass die älteren Kunden (Rentner und kurz davor) mich oft mögen und mich als Außendienst haben wollen.

    Notebook / PC Reparaturen bis auf Bauteilebene. Programmierung von fehlerhaften Bios Chips inkl. Besorgung des Datensatzes.
    Mit Gewerbe!

    Einmal editiert, zuletzt von Raumpatrouille ()

  • Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es mit einfachen Zeichnungen am einfachsten geht. Meine Oma hat einen neuen Fernseher und einen neuen Radio-Recorder mit CD bekommen. Beim Kauf hab ich da schon auf die Bedien-Freundlichkeit geachtet.
    Dann hab ich das Gerät vereinfacht aufgezeichnet, und an die Knöppe Pfeile dran gemacht mir "Programm rauf", "aus" u.s.w.
    Das klappt bei meiner Oma recht gut ;)
    Allerdings hatte ich mal eine Kundin, die DVB-T bekommen hat (von ihrem Schwiegersohn) und damit gar nicht zurecht kam. Dann hat sie nur den Receiver angeschaltet und den TV nicht, dann umgekehrt, dann am TV die Programme geschaltet, oder die Lautstärke am TV runtergedreht und am Receiver hoch... Und jedesmal hat sie bei uns angerufen und geben, das ich doch kommen solle.
    Bei der Frau fehlte total das logische denken. Sie konnte nicht vereinbaren, dass sie jetzt nicht nur die eine alte SABA Fernbedienung hatte, sondern zwei zum TV gucken.


    Florian


  • Der Text könnte auch von mir kommen :D

  • Was ich erlebt habe, ist die Tatsache, dass viele Fernbedienungen zu kleine Tasten und zu kleine Schriften haben. Beim reinigen geht dann auch noch die Beschriftung weg. Dann wirds für die Älteren schon schwieriger. Die ältere Generation ist halt große schwere FBs gewohnt. Ihr kennt doch sicher noch die hohen breiten FBs vom Philips-TV mit K40-Chassis. Genau das sind die richtigen FBs und wenn garnichts mit der FB geht, hat man noch die wunderbare Frontbedienung. Die konnte man noch mit dem Besenstiel bedienen :D
    Das selbe in hellrosa ist auch bei den Handys der Fall. Ohne kleinen Fingern geht nichts. :(

    Sobald man ein neues Gerät öffnet, erlischt die Garantie. Für alle die es nicht wissen sollten, die Garantie ist ein heiliger Pakt, welchen wir notgedrungen mit dem Hersteller eingegangen sind. Der Hersteller bietet uns an das Gerät im Fehlerfall zu warten, im Gegenzug garantieren wir, die intere Hardware oder Service Menü nicht zu verletzen. Dieser kleine Teil hier, ist alles was zwischen dem Kunden und der Anarchie steht.
    [Blockierte Grafik: http://www.danasoft.com/sig/Electronicfox.jpg]

    Einmal editiert, zuletzt von fox ()

  • Zumindest bei Festnetztelefonen gibt es solche "Behinderten"-Versionen
    (sorry für den Ausdruck!), mit extra grossen Tasten.
    Gibt es sowas nicht auch für FBs? Wäre sicherlich ein Markt.


    Was mich stört, ist der etwas süffisante Unterton in diesem Thread gegenüber
    diesem Teil der Bevölkerung. Die immer rasantere, und im Sinne des Kundennutzen
    mitunter arg fragwürdige Entwicklung im Technick-Bereich kriegt ja wohl jeder
    hier mit. Wie wird es dann aussehen, wenn wir mal zu oben genannter
    "Zielgruppe" gehören???


    Fakt ist nunmal, dass es ein Kollateralschaden unserer ach so zivilisierten
    Industriegesellschaft ist, solche Bevölkerungsgruppen eher als Belastung
    denn als Bereicherung zu sehen - Diskussionen um Renteneintrittsaltererhöhung
    wirken wie blanker Zynismus angesichts eines Jobmarktes, der 50+ für unver-
    mittelbar hält. Persönlich sind mir da eher archaische Kulturen lieber, die
    auch solchen Bevölkerungsteilen den Respekt für ihre Lebenserfahrung zollen,
    den sie verdienen.

    All animals are equal, but some animals are more equal than others. (Leitmotiv of VvT?)

  • tcfkat


    Du musst Dich für das Wort " Behinderte" nicht entschultigen.
    Dieses Wort wird von den Betroffenen selbst benutzt.


    Ich habe einige Jahre in einer Firma gearbeitet, in der spezielle elektronische Geräte für sehgeschädigte und Blinde hergestellt wurden.
    (elektronische Braille-Ausgabegeräte, Geräte mit Sprachausgabe etc.)
    Ich hatte damals (und auch heute teilweise noch) Kontakt zu den betroffenen Leuten.
    Diese Geräte wären für die Betroffenen niemals bezahlbar, wenn das Geld nicht von einer Fürsorgestelle, aus staatlichen Mitteln finanziniert, kommen würde (4-5 stellige Summen pro Gerät).
    Aber auch hier wird immer mehr gestrichen.


    Alles was keine Massenkonsumware ist, wird nicht von den großen Herstellern produziert und ist kaum bezahlbar.


    Gruß Uwe

  • Uwe: Habe es nochmal durchgelesen, war vielleicht etwas mißverständlich.
    Die Peinlichkeit war der Vergleich von Behinderten mit Senioren, der Rest des
    Textes bezog sich auf Senioren.


    Ich weiß, das Braille-Interfaces sündhaft teuer sind, trotz des Aufwandes
    meiner Meinung nach ziemlich ungerechtfertigt. Ich habe auch mal in einer
    Firma gearbeitet, die u.a. Hilfsmittel für Tetraplegiker (Zungensteuerung)
    herstellte.

    All animals are equal, but some animals are more equal than others. (Leitmotiv of VvT?)

  • Hallo,


    tcfkat
    Zitat: Wie wird es dann aussehen, wenn wir mal zu oben genannter
    "Zielgruppe" gehören???

    Ich denke, daß wir uns die immer billiger (nicht nur im Preis) werdenden
    Geräte zwar noch kaufen können, aber für GEZ und Pay-Gebühren wird's nicht mehr reichen. Bei mir könnte es noch reichen, aber auf die jüngeren kommen schwere Zeiten zu.
    Zum Thema Fernbedienungen:
    Bei Nedis gibt es einige Typen mit Tasten in Zifferform. Leider sind das nur Notbedienungen mit den wichtigsten Funktionen.
    Es würde eigentlich reichen, wenn die Fb nicht mit einer Unmenge von winzigen Tasten übersät ist, sonder lieber weniger Tasten und ein vernünftiges Bildschirmmenu.
    Gruß
    Willi

  • willi47: Ich meinte weniger die Kaufkraft (die natürlich auch wichtig ist), als
    die zunehmende Desorientierung in einer immer (mitunter unnötig) komplexer
    werdenden Welt...
    Philips hat das bereits erkannt, und rudert zurück. Statt "Let's make things
    better" lautet das neue Credo "Sense and simplicity" (die Erfüllung lässt
    allerdings noch warten).

    All animals are equal, but some animals are more equal than others. (Leitmotiv of VvT?)

    Einmal editiert, zuletzt von tcfkat ()

  • Hallo Leidensgenossen!


    Habe die selben Probleme wie Ihr....zumindest mit einigen Kunden.
    Habe in einem anderen Thread schon mal angemerkt, dass es snnvoll wäre die Benutzeroberfläche einschränken zu können. Verschiedene Bedienerebenen (Profi, Use, ....).
    Zum Teil wird das ja schon umgesetzte (ich glaube bei Loewe hab ich das mal gesehen).


    MfG


    Heiru