Das ist doch Spinnerei oder ???

  • Tja, High-End...


    Zuerst mal muß ich Dir, Frank S, widersprechen. Sooo einfach ist die Sache mit dem "perfekten Verstärker" nicht. Eben mal dicke ausgesteuert, schon haben die Halbleiter eine andere Momentantemperatur. (Nur ein Beispiel)


    Den wirklich einzigen "perfekten" Ansatz, den ich nach jahrelangem Hineinknien in die Materie gefunden habe, ist das NDFL-Konzept eines Australiers: Nested Differential Feedback Loops. Hier werden die pro Verstärkerstufe entstandenen Phasenverschiebungen sofort in der gleichen Stufe kompensiert und nicht erst nach Durchlaufen des gesamten Verstärkers. Genial gedacht - traumhafte Werte.


    Mit der HighEnd so ne Sache, in den späten 80ern gab es wirklich aufwendig gemachte Geräte, aber der Wettbewerb zwang bald wieder zum "Rotstift" - Ergebnis sieht man heute: HighEnd ist "ziemlich" tot.


    Mir als Musiker muß Musik aber vor allem Spaß machen, und dazu bediene ich dann auch gern mal den Bass- und Höhenregle, was ja unter Puristen verpönt ist. wynnys "gehörrichtige Lautstärkeregeleung" in alten Radios kann ich aus meiner Sammlung historischer Geräte gut nachvollziehen, durch mehrfach angezapfte Lautstärkepotis gut nachgebildete Physiologiekurven des Frequenzgangs. Hat mit 1:1 rein gar nichts zu tun, locker mal 25dB Bassanhebung bei kleiner Lautstärke, aber gut klingen tuts, und darauf kommts an.


    Vor 15 Jajren gab ein Kollege sein Hifi-Geschäft auf, der hatte einen da einen Tuner stehen, silberne Front, goldene, riesige Tasten. Ich hab da bald ne Stunde zwischen zwei Tunern hin und hergeschalten, der Klang (Verzerrungsarmut) war einfach super - nie wieder einen so guten Tuner gehört. So mag jeder sein Schlüsselerlebnis haben, oder auch nicht.


    Für mich gilt: Pfeif' auf Highest Fidelity, nimm' was Spaß macht - man lebt nur einmal.


    Daher sinds bei mir zwei uralte teleropa-3-Wege-Boxen an einem SONY TA-F420 mit einem Sony CDP690S-CD-Spieler, der (offiziell) nicht mal 80 Minuten-Scheiben abspielen kann und ein alter DUAL-Plattenspieler.

  • Im Fall der Verstärker gilt:


    -Strecke Verhalten aperiodisch P-Tn, typisch P-T3 oder P-T4.


    -Dominanter Pol durch Differenzverstärker bei ca. 100Hz, die anderen Pole liegen bei sehr hohen Frequenzen.


    -Daher ist es zulässig, mit sehr hohen Verstärkungen zu arbeiten.


    -RG1, P-Regler: Regelabweichung e(t)=Regelgröße y(t)/ Gesamtverstärkung (Regler*Strecke). Für Verstärkungen im Bereich vieler Millionen geht die Regelabweichung gegen Null.


    Ein I-Anteil wäre leicht umsetzbar, würde aber eine zusätzliche Phasenverschiebung bringen und dadurch in den meisten Schaltungen die Stabilität gefährden. Man müsste folglich die Verstärkung bzw. Bandbreite reduzieren. In Summe macht dies also keinen Sinn.


    Bezogen auf Röhrenverstärker ist am Ausgang der sehr lästige Trafo, welcher durch die Streuinduktivität erhebliche Phasenfehler erzeugt und so eine hohe Verstärkung mit harter Gegenkopplung ausschließt. Mit 4x KT88 habe ich mal einen 2x100W Block gebaut, der excellente Eigenschaften hatte. Klang wie ein Transistorverstärker! Macht aber keinen Sinn, sowas daueraft zu betreiben.


    Ich glaube, der Vergleich mit Rolex trifft es am ehesten. Die Teile gehen ungenauer als jede bessere Quarzuhr für 100 EUR, als Statussymbol interessiert dies aber keinen.

  • also ich kann aus Erfahrung eindeutig sagen, dass ein teures High-End Gerät besser klingt als ein Billiggerät. Beispiele habe ich in meiner Praxis genug erlebt, jüngstes Beispiel ein Kenwood CD-Player der 300€ Klasse und ein Accuphase Gerät sind zur Reparatur hier.
    Nachdem beide Geräte wieder spielen, gebe ich die Testdisk wieder, hier zeigt sich auf dem Oszi noch kein wesentlicher Unterschied, evtl. sind die Rundungen des 1kHz Sinus beim Accuphase ein wenig gefälliger, aber das kann auch Einbildung sein.
    Als die Kunden dann aber ihre Geräte wieder abholen ist ein himmelweiter Unterschied bei der klingenden Münze auszumachen.
    Während beim 300€ Gerät es nur so ein zögerliches Plätschern ist obendrein noch untermalt von einem "grmmmm" spielt der Accuphase perfekt auf: staubtrockner Bass von locker fallenden Münzen, der Accuphase spielt völlig unbeschwert auf, großer Detailreichtum-alle gültigen Zahlungsmittel lassen sich präzise orten, dabei werden auch die feinen Nuancen raschelnder Scheine nicht unterschlagen wie es leider beim Kenwood der Fall ist. Hier schöpft das High-End Gerät aus dem Vollen-man möchte gar nicht mehr aufhören zuzuhören.
    Diese Musikalität macht mir immmer wieder eine große Freude-da hat High-End wirklich seine Daseinsberechtigung-ich persönlich möchte nicht mehr drauf verzichten.

  • Als Techniker kann man doch so ein Gerät nicht einfach zurückgeben, ohne der Ursache auf den Grund zu gehen!


    1. CD brennen mit folgenden Signalen:
    -reiner Sinus 1kHz
    -Rechteck 1kHz
    -Sprung 0 bis 0dB
    -Nadelimpuls 16kHz


    Damit folgende Tests durchführen:


    -Penibler Pegelabgleich Kenwood zu Accuphase mit dem 1kHz Sinus


    -Blindevergleich Kenwood gegen Accuphase mit mehrmaligem, nicht abzählbarem Umschalten durch eine unabhängige Testperson. Lässt sich nach 20 Schaltvorgängen dann noch treffsicher sagen, welches Gerät wann läuft (unabhängige Testperson schreibt mit).


    -Blindvergleich liefert kein Ergebnis: Ich habe gewonnen, Rolexeffekt!


    -Blindvergleich liefert einen eindeutigen Unterschied: mindestens eines der Geräte arbeitet fehlerhaft. In diesem Fall würde ich zuerst den Nadelimpuls und den Sprung drüberlaufen lassen und mir das Spektrum des Ausgangssignals anzeigen lassen. Man kriegt das innerhalb kurzer Zeit bis zum Übeltäter aufgelöst!


    Anmerkung1: Geräte wie die Sony ES Serie besitzen auch interne DSPs, die digital das Klangbild einer analogen Anlage nachbilden.


    Anmerkung 2: Der Klang hat auf der CD korrekt zu sein. Es kann nicht sein, dass erst die Geräte dem Signal verfälschende Artefakte hinzufügen, um das Klangbild angenehm zu machen. Eine gute Anlage muss es so wiedergeben, wie es auf der CD ist. Gute Aufnahmen klingen gut, schlechte Aufnahmen schlecht.

  • Zitat

    also nochmal: Hier geht es nicht nur um pure Fakten, sondern auch - und in erster Linie - um Emotionen! Sämtliche theoretischen Rechenmodelle greifen hier nicht, da das Hörerlebnis stark subjektiv geprägt ist.


    Das Hörerlebnis ist subjektiv, aber die Anlage hat korrekt, also möglichst ohne Verfälschungen, zu arbeiten. Und das ist nun mal, wie Frank schon schrieb, bei Verstärkern und CD-Playern ziemlich leicht zu realisieren. Deshalb sind diese Komponenten meist auch nicht das Problem. Wirklich klangentscheidend (also für den oft nicht mal annähernd originalgetreuen Sound verantwortlich) sind in 99,99% der Fälle die Lautsprecher. Was aber auch schon geschrieben wurde. Auch wenn es manchmal möglich ist auch bei Verstärkern der >2500€ Klasse im Blindtest (nach ein paar Tagen des Suchens nach passendem Material) Klangunterschiede eindeutig zuzuordnen, sind es doch immer die Lautsprecher die den überwiegendsten Anteil der Verfälschung beisteuern.


    Ganz egal wie teuer der High-End Esoteriker dir Kabel kauft, der Effekt eines anderen Lautsprechers ist um Potenzen höher. Und auch das hat Frank schon geschrieben, die meisten derjenigen die sich dann von Blindtests mit der Ausrede 'subjektives Erlebnis' davonstehlen wollen, haben nicht im mindesten Ahnung von was sie fasseln. Weder technischer noch musikalischer Background ist bei den meisten dieser selbsternannten Gurus auch nur ansatzweise vorhanden.

  • Zitat

    Original von Andy72
    spielt der Accuphase perfekt auf: staubtrockner Bass von locker fallenden Münzen, der Accuphase spielt völlig unbeschwert auf, großer Detailreichtum-alle gültigen Zahlungsmittel lassen sich präzise orten, dabei werden auch die feinen Nuancen raschelnder Scheine nicht unterschlagen


    Musst du immer solch krumme Summen nehmen, bei mir ist immer nur das rascheln der Scheine zu hören, ich höre sogar genau, welche...


    MfG Jürgen

  • Hallo. Was hier viel zu kurz kommt:
    Welche Musik höhren wir den mit unseren Gerätchen?
    Ich kann mich erinnern, so 1985 im Hotel Gravenbruch-Kempinski, irgend ein Aussteller hat eine sündhaft- teure Kette zusammengestellt um sein neuetes Gerät vorzuführen.
    Es läuft gerade Andeas Vollenweiders Harfengeklimper.
    Ich bin nicht der einzige, der mit Schlaf zu kämpfen hat.
    Was soll das?
    Dafür bräuchte ich keine 50.000DM +.
    Das die meisten Klangeindrücke an Höhrbarkeitsgrenze (Kabel X klingt besser als Kabel Y) auf Autosuggestion beruhen, weiss ein Psychologiestudent im 3 Semester.
    Anders sieht es bei den Netzkabeln aus, das ist völliger Humbug, den an der Steckdose ist Feierabend, da hat man es dann mit der Hausinsallation zu tun und die ist meistens nicht "High End".
    Viel Erfolg!

    Was steht ihr hier rum? Macht die verdammte Kiste Fertig!

  • Ja, da sind wir uns ja einig.


    Im Umkehrschluss kann man tatsächlich feststellen, daß der Ramsch, also der klanglich für jedermann zweifelsfrei feststellbare Müll auch abgenommen hat - marktanteilig gesehen.


    Und Voodoo gibts natürlich auch noch jede Menge...aber das steht wieder auf einem anderen Blatt.

  • Dazu kann ich nicht wirklich was sagen....ich seh bei vielen echt nur Schrott rumstehen...schon allein die ganzen Mini, Midi-Anlagen bei denen irgendwelche Pappbecher als Lautsprecher dabei sind...schrecklich....es gibt Ausnahmen.
    Es mag sein, dass sich zumindest der Markt in der Richtung positiv entwickelt hat, dass sich der eine oder andere ein passabel klingendes Dolby-Surround-System kauft, mit dem er unter anderem auch Musik wiedergibt.
    Weiters ist auch zu sagen, dass "grosse" Boxen...und hier gehts eben eher in den highendigen Bereich, in kleinen Räumen auch keinen wirklichen Sinn machen.
    Nicht jeder hat den passenden Raum um sowas richtig stellen und auch sinnvoll nutzen zu können.

    :!: Der Grat zwischen saubillig und saublöd, ist saumäßig schmal :!:

    4 Mal editiert, zuletzt von braunelektro ()

  • Nun ja, die Midi-anlagen lassen sich durch "gute Boxen" oft ganz erstaunlich aufwerten. Da hat so eine Anlage einen großen, relativ anständigen Hybrid drin, arbeitet dann aber auf einen Breitbandlautsprecher ohne Frequenzweiche mit Piezohochtöner. Ne ordentliche HiFi-Box dran und den ganzen Hall-Echo-Stadion-Murks abgeschaltet, auf einmal kommt da Musik raus.


    Freilich, HighEnd ist das noch lange nicht, habe aber so tatsächlich vor Jahren mal einige Paare L-Boxen verkaufen können. Die Kunden brachten eigentlich nur ihre AIWA-3fach-CD-Wechsler oder Sony-Anlagen zur Reparatur und ich Fiesling lies die an anständigen Lautsprechern probelaufen.


    "Ist das meine Anlage, die da läuft?"
    "Ja, aber sicher, Klingt doch eigentlich ganz gut, oder?"


    "So habe ich die ja noch nie gehört, was haben Sie denn da gemacht?"
    " Einfach nur echte Lautsprecher angeschlossen, keine preisbedingten Zugabetröten"


    "Hmm, darf ich da mal lauter aufdrehen?" "Nur zu, ein Stapel CDs liegt daneben, Kaffee wäe auch grad fertig"


    "Woran liegt denn das, daß die so gut klingt"
    "Tja...(grins)"


    "Sind diese Lautsprecher teuer"


    "Eigentlich nicht, der Klanggewinn ist m. E. erheblich, sind übrigens noch verschiedene da"


    "Und die, die da dran sind?"
    "Ist das letzte Paar, gibts einen kleinen Nachlass, Originalverpackung und Anleitung nicht mehr da"


    "Nehm ich!!"
    "Aber gern"


    War dann für eine Mietwohnung auf jeden Fall laut genugm gut genug, erschwinglich, sprich Kunde zufrieden. Natürlich hätten mir Elektrostaten auch mehr Spaß gemacht, aber die kauft dann keiner, da hast Du dann nur sabbernde Freaks (ohne Kohle) im Laden und über kurz oder lang sind das dann Ladenhüter. In diesem Sinn kann ich das Ende von HighEnd, besser gesagt, das gefühlte Ende dieser Ära gut nachvollziehen.
    Für den Kaufmann muß es auch in den Büchern gut "klingen" alle Liebe ist vergeblich...