Philips Philetta - eine Frage zum Tausch von Kondensatoren

  • Hallo zusammen,


    ich gebe zu, dass ich mit der Restauration alter Röhrenradios nicht die allergrößte Erfahrung habe, daher hier einmal eine blöde Frage:


    ich würde gern diese braunen bröckeligen Kondensatoren aus dem Radio rausschmeißen und neue Kondensatoren einbauen; welche Typen kann ich anstatt der braunen nehmen? MKP?
    Und welche kann ich als Ersatz für Papierkondensatoren (siehe Bild) verwenden?


    Habe das Gerät soweit schon wieder am Laufen, jedoch habe ich noch das Problem, dass der Klangregler (Höhen, Tiefen) noch nicht richtig funktioniert- dreht man an dem Regler, so regelt man die Lautstärke komplett weg (das Signal wird komplett nach Masse gezogen)- könnte da C84 defekt sein?


    Hoffe, ihr habt für beide Fragen einen Tip für mich!


    Gruß, Alex

  • Hallo Axel,
    dein Vorhaben geht schon in die richtige Richtung, raus damit (ich meine die Papierkondensatoren), aber immer einen nach den anderen, bekommen wirst du sie bei Antikradio Restored Shop im web.


    Nach der Kondensatorkur wirst du dich an einem feinem Stück Technik erfreuen.


    Bedenke bitte das es ein Allströmer ist, der zur Gemeiheit neigt, bei ungünstiger Netz-Steckerdrehung sind 230 V auf allen leitenden Metallteilen, das bedeutet bei Anschluß von Zusatzgeräten (Plattenspieler, etc.) vorher mittels Phasenprüfer die Spannungsfreiheit am Chassis prüfen, bzw. Grundsätzlich Netz-Trenntrafo benutzen.


    M.f..G.


    harry

  • Hallo zusammen,


    für die "normalen" Papierkondensatoren im Gerät eignen sich z.B. auch MKT1813 von Roederstein/Vishay sehr schön. Da gehen auch die 400V Typen problemlos anstatt der verbauten 500V Typen. Die Betriebsspannung im Gerät wird niemals die 400V übersteigen.
    Der rötliche Papierkondensator dürfte aber einer sein, der 1000V DC und 500V AC aushält. Hier mußt du einen suchen, der auch wirklich das aushält.
    Da kann dann ein MKP Typ sinnvoll sein. Speziell der Kondensator an der Gleichrichterröhre gegen Masse ist idealerweise ein X2 Kondensator.
    Der an der Anode der Endröhre kann ein normaler MKP sein.


    Gruß
    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    Danke für deinen Beitrag! Das ist ungefähr das, was ich wissen wollte!
    Sind die dunkelbraunen böckeligen Kondensatoren auch Papierkondensatoren?


    Der aufgeplatzte Kondensator ist tatsächlich der von der Gleichrichterröhre, der gegen Masse geht. Was versteht man den unter X2-Kondensator? Spezielle Bauform oder Spezifikation?


    Hast du vielleicht zu meinem Klangregelungsproblem noch eine Idee? Ich weiß nicht, ob man das Schaltbild gut erkennen kann...

  • Hallo zusammen,


    ja, die braunen bonbon-artigen sind auch Papierkondensatoren.
    Zum Klangregelproblem: ja, erst mal die Kondensatoren tauschen. Da gibt es die seltsamsten Fehlerbilder mit den alten Teilen. Viele haben Feinschluß, auch die Kapazität ist oft deutlich erhöht.
    X2 bedeutet eine spezielle Spezifikation. X bedeutet, dass Betrieb parallel zum Netz erlaubt ist. Es geht da um Ausheilfähigkeit und Brandschutz.
    X1 wäre für unmittelbaren netzparallelen Betrieb, X2 dto., jedoch mit vorgeschalteter Sicherung.


    Das wäre z.B. einer mit X2-Zulassung:
    Link


    Gruß
    Bernhard

  • Hier findest Du alles, was Du über alte Kondensatoren wissen musst!

    "As we know, there are known knowns. There are things we know we know. We also know there are known unknowns. That is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns, the ones we don't know we don't know." (Donald Rumsfeld)
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  • Ich nochmal! :-)


    Ich habe da nochmal eine Frage zum Austausch der roten Papierkondensatoren: Mal abgesehen davon, dass man einen Wert von 5000pF nicht leicht auftreiben kann, werde ich auch aus der Spannungsfestigkeit nicht ganz schlau, zumal zwei Wechselspannungswerte angegeben sind (siehe Bild). Sollte ich hier einen MKP-Kondensator nehmen, der auf jeden Fall beide Werte abdeckt? Soweit ich gesehen habe, sitzen 2 der roten Kondensatoren im Signalweg für den TA-Eingang bzw. zusätzlichen LS-Ausgang, wie groß dürfte denn dort die Toleranz bezüglich der Kapazität sein, wenn man 5000pF nicht auftreiben kann? Oder kann man da auch C's parallel schalten?
    Den weißen C kann ich auch durch einen MKP ersetzen?


    Gruß, Alex

  • Hallo Alex,


    Kondensatoren in konventionellen Verstärkerstufen arbeiten auch mit 20 % Toleranz im Kapazitätswert, zufriedenstellend.


    Wechselspannungsfeste Kondensatoren werden i.d.R. nur parallel zum AÜ und im Netzeingang benötigt, bei Allströmern aber auch als spezielle C,s an Stellen die dem Berührungsschutz wie z.B. TA/TB-Buchse und der Antennen,- und Erdbuchse.


    Nach heutigen Sicherheitsvorschrifften genügen diese Abblockungen wohl auch nicht mehr.


    M.f.G.


    harry

  • Das sind Koppelungskondensatoren und der Wert ist unkritisch. Damals gab es noch keine E-Reihen, also nimmst Du heute den nächstliegenden 4,7nF.
    Viel wichtiger ist die Spannungsfestigkeit, weil der Allstromer keine Netztrennung besitzt und diese Kondensatoren für eine sichere Netztrennung sorgen müssen. Auf der sicheren Seite bist Du mit der Verwendung von Y-Kondensatoren, z.B. aus der Primärseite eines alten Schaltnetzteiles.


    Edit, Disclaimer: Natürlich stellen Allstromer durch die nicht vorhandene Netztrennung immer ein Risiko dar, insbesondere für technische Laien, die ungeeignetes Zubehör an den Allstromer anschließen können. Sicher ist nur ein Betrieb des Allstromers über einen Trenntransformator; oder zumindest Abtrennung respektive Isolation Netzspannung führender Buchsen oder wenigstens Kennzeichnung und Warnung auf potenzielle Gefahren.

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  • Guten Morgen,


    alles klar soweit, ich habe nur noch eine Frage, bevor ich einkaufen gehe:


    Auf dem weißen Kondensator steht eine Wechselspannungsfestigkeit von 250V, eine Gleichspannungsfestigkeit von 500V- der Kondensator sitzt am AÜ.


    Ginge hier z.B. dieser Kondensator (über Gleichspannungsfestigkeit ist hier nämlich nicht die Rede)?


    Gruß, Alex

  • Müsste C86 sein, scheint eine Tonblende im Rundfunkbetrieb zu sein. Komplette Doku:


    [Blockierte Grafik: http://www.tsf-radio.org/archives/tome02/BD284U/BD_284U_1.jpg]
    [Blockierte Grafik: http://www.tsf-radio.org/archives/tome02/BD284U/BD_284U_2.jpg]
    [Blockierte Grafik: http://www.tsf-radio.org/archives/tome02/BD284U/BD_284U_3.jpg]

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  • Yep, Mike, hast Recht, ich habe u16-17 mit TA verwechselt, der C86 ist nur bei AM drin. Wenn keine Tonblende, was dann?

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  • Ich mal wieder! :-)


    Es hat etwas gedauert, bis die Kondensatoren geliefert wurden- vor Ort sind diese nämlich nicht vorhanden gewesen, da diese offenbar nicht so oft nachgefragt werden!


    Die Kondensatoren sind allesamt eingebaut, und nach Austausch von C84 funktioniert sogar auch wieder die Klangregelung (Höhen/Bässe).


    Nach einem ersten Probelauf stellte ich noch folgendes fest: Der Radioempfang wird zeitweise hörbar leiser (kein Rauschen, keine Verstimmung des Empfangs), obwohl nicht am Lautstärkepoti gedreht wurde. Diese Erscheinung ist nicht mit einem Knacken verbunden, beim Aufregeln des Lautstärkereglers tut sich dann auch nicht viel (Oxidation des Potis sieht anders aus). Wie von Geisterhand wird das Radio dann plötzlich wieder lauter...


    Außerdem leuchten die ersten Sekunden nach dem Einschalten die Skalenlämpchen recht hell, die dann nach wenigen Sekunden merklich dunkler werden. Mangels Zeit habe ich das noch nicht nachgemessen.


    Ist das normal und hängt ggf. mit R5 und R6 zusammen?


    Gruß, Alex

  • Hallo zusammen,


    zum zweiten Problem (Skalenlampen):
    leider ist es bei diesen Philettas normal, dass die Skalenlampen für eine gewisse Zeit am Anfang heller leuchten.


    Hintergrund:
    Glühlampen und Röhrenheizungen liegen in Reihe. Zu Beginn sind die Röhrenheizung kalt und daher niederohmig. Es fließt ein deutlich höherer Strom.
    Dadurch leuchten die Skalenlampen heller. Der Effekt wird durch den Einsatz diverser NTCs verringert.


    In den meisten anderen Allstromgeräten sind die entsprechenden NTCs anders ausgelegt, sodass die Glühlampen am Anfang eher zu dunkel leuchten.


    Vorteil Philetta: die Röhren heizen schneller an.
    Nachteil Philetta: die Skalenlampen gehen oft kaputt.


    Gruß
    Bernhard