Dauer Bildröhrenheizung im Standby Betrieb.

  • Hallo,


    ich habe eine interessante Entdeckung an meinen "neuen" 1978er Telefunken Palcolor mit 712 Chassis gemacht. Und zwar wird die Bildröhre offenbar wenn man den mit der FB abschaltet und Standby anlässt noch etwas geheizt. Die Heizfäden leuchten weiter, wenn auch mit reduzierter Stärke. Laut dem Schaltplan ist da auch so eine Stromkreis auf der Fernbedienungsempfängerplatte per Relais geschaltet. Zuerst dachte ich, da wäre was defekt. Aber als ich den Satz in der Bedienungsanleitung las, dass Bild und Ton beim Antippen einer der 16 Tasten der FB sofort eingeschaltet werden (das Wort "sofort" in Fett), wurde mir einiges klar. Diese Schaltung soll wohl einen besonders dekadenten Luxus bedeutet haben, nach dem langen Jahren des Wartens auf Bild und Ton bei den Röhrengeräten. :rolleyes: Da waren wohl sogar 4 Sekunden zuviel. Das Bild ist tatsächlich nach einer Sekunde da. So schnell wie der Ton. Ist nur die Frage, wieviel Strom das im Standbybetrieb verbraucht und ob dadurch nicht die Bildröhre vorzeitig altert (immer leichte Emission?). Beim neuen 712A Chassis von 1977/78 war das dann wohl klammheimlich weggelassen worden. Jedenfalls hat mein April 78er Palcolor das nicht mehr. Kennt jemand diese Funktion? War das verbreitet?

    2 Mal editiert, zuletzt von Alex R19 ()

  • jo, gabs damals, glaube ich Loewe hatte das auch-mit Bild sofort Funktion. Eigentlich keine Emission da keine Hochspannung, stand-by Verbrauch interessierte damals kein Schwein, besonders vorzeitige Alterung habe ich nicht feststellen können wobei die Geräte eigentlich vor meiner Zeit waren.

  • Ahja, also alles in Ordnung. Hatte am Anfang schon einen Schreck bekommen. Netzteil defekt oder so.... :rolleyes: Müsste ich mal messen, was das im Standybetrieb so an Strom zieht. Aber immerhin hat er ja einen Netzschalter (den wohl damals niemand ausgemacht hatte, wozu hat man denn sonst ne Fernbedienung....) :D


    Ich kann mich an meine Oma erinnern. Die hatte auch von 1976 bis 1985 einen Palcolor. Sie hatte Standy auch niemals ausgemacht. Man hatte ihr im Geschäft geraten, den Netzschalter immer an zu lassen.... :rolleyes: So gesehen hatte der dann auch niemal ne Entmagentisierung der Bildröhre. Ah ne, doch, beim Umzug im September 1981 einmal :D

    2 Mal editiert, zuletzt von Alex R19 ()

  • Zitat

    Original von Andy72
    glaube ich Loewe hatte das auch-mit Bild sofort Funktion.


    ....... und B&O hatte das auch.

  • Hallo!


    Diese Funktion stammte wohl von den fernbedienbaren Röhrengeräten, ich kenne das z.B. von SW-Geräten mit Ultraschallfernbedienung (RFT Staßfurt). Der Heizkreis der Röhre läuft dabei im Standby mit verminderter Spannung über einen Vorwiederstand, welcher bei diesem Gerät einfach vom einem Relais überbrückt wurde, wenn wieder auf Betrieb geschalten wurde.


    Guido

  • Zitat

    Original von ggrohmann
    Hallo!


    Diese Funktion stammte wohl von den fernbedienbaren Röhrengeräten, ich kenne das z.B. von SW-Geräten mit Ultraschallfernbedienung (RFT Staßfurt). Der Heizkreis der Röhre läuft dabei im Standby mit verminderter Spannung über einen Vorwiederstand, welcher bei diesem Gerät einfach vom einem Relais überbrückt wurde, wenn wieder auf Betrieb geschalten wurde.


    Guido


    Das gabs bei der SuperColor-Serie von Grundig auch. Aber das Unterheizen kann unter Umständen der Bildröhre schaden.

    Sobald man ein neues Gerät öffnet, erlischt die Garantie. Für alle die es nicht wissen sollten, die Garantie ist ein heiliger Pakt, welchen wir notgedrungen mit dem Hersteller eingegangen sind. Der Hersteller bietet uns an das Gerät im Fehlerfall zu warten, im Gegenzug garantieren wir, die intere Hardware oder Service Menü nicht zu verletzen. Dieser kleine Teil hier, ist alles was zwischen dem Kunden und der Anarchie steht.
    [Blockierte Grafik: http://www.danasoft.com/sig/Electronicfox.jpg]

  • Zitat

    Original von fox


    Das gabs bei der SuperColor-Serie von Grundig auch. Aber das Unterheizen kann unter Umständen der Bildröhre schaden.


    Die kenn ich leider nicht, waren hier im Osten nicht so verbreitet. :D Warum kann Unterheizen denn schaden?


    Guido

  • Ein Unterheizen (zu tiefe Heizspannung) verringert die Lebensdauer der Röhre, ebenso jedes Einschalten der Anodenspannung während des Aufheizens, bezw die Häufigkeit dieser Zyklen.
    Eine Röhre emitiert im Normalfall eine bestimmte Menge Elektronen, mehr, als normalerweise zum Stromfluss benötigt werden. Diese bilden eine "Elektronenwolke" zwischen Kathode und Steuergitter. Wird diese Wolke voll beanstprucht, also quasi "abgesaugt", leidet das emitierende Material.


    Wenn die Heizleistung zu gering ist, entsteht eine Wolke mit geringerer Elektronenzahl. Daher führt dies zum schnelleren Verschleiss der Kathode.
    Ebenso ist in der Aufheizphase das anlegen der Anodenspannung schädlich, weil die Kathode im Zuge der Aufheizung das "leersaugen" der Elektronenwolke mitmacht.


    Röhren sind allerdings so konstruiert, dass sie diese Prozedur viele male ohne Schaden überstehen. Aber trotzdem ist es vorteilhafter, die Anodenspannung erst verspätet einzuschalten.

    Sobald man ein neues Gerät öffnet, erlischt die Garantie. Für alle die es nicht wissen sollten, die Garantie ist ein heiliger Pakt, welchen wir notgedrungen mit dem Hersteller eingegangen sind. Der Hersteller bietet uns an das Gerät im Fehlerfall zu warten, im Gegenzug garantieren wir, die intere Hardware oder Service Menü nicht zu verletzen. Dieser kleine Teil hier, ist alles was zwischen dem Kunden und der Anarchie steht.
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  • Also fox ich weiß mal wieder nicht wo du die Story her hast, aber ich halte das für Unfug. Zum einen ist im stand-by keine Anodenspannung vorhanden zum anderen beruht der Kathodenverschleiss im wesentlichen auf einer chemischen Umwandlung (Reaktion) des Kathodenmaterials. Insbesondere die Reaktion der Kathodenoberfläche mit Restgas ist problematisch. Es mag durchaus richtig sein, dass ein hoher Strom durch die Kathode die Alterung beschleunigt, aber wie oben gesagt gibts im stand-by keine Anodenspannung und demzufolge keinen Strahlstrom, ja nichtmal eine Elektronenwolke. Welche Karft soll denn bitte die Elektronen aus der Kathode "ziehen"? Und da beim Einschalten eigentlich bei jedem Gerät die Anodenspannung direkt da ist und die Kathode erst aufgeheizt werden muss verlängert das Unterheizen sogar die Lebensdauer, da die Röhre schneller emittiert und demzufolge nicht solange "leergesagut" wird.

  • Hallo,


    Wenn eine Röhre längere Zeit geheizt wird ohne daß Kathodenstrom fließt, bildet sich in dem Kathodenmaterial eine Zwischenschicht, welche den Stromfluß behindert. Um diesen Effekt zu mindern wurde im Standby die Heizleistung reduziert.


    Eine Elektronenwolke bildet sich sobald die Kathode beheizt ist und dadurch Elektronen austreten (auch ohne Anodenspannung).


    Ein Unterheizen ist für die Röhre nur schädlich, wenn dabei auch ordentlich Kathodenstrom fliest. Die Emission der Kathode ist dann zu niedrig und es bilden sich Hot-Spots, an denen die zulässige Emissionsrate überschritten ist. Durch diese Überlastung altert die Röhre dann schneller.
    Dieser Effekt tritt auch beim Einschalten des Gerätes auf, weil meist die Anodenspannung sofort anliegt und die Kathoden erst langsam auf Temperatur kommen.
    Deshalb wird heute bei Bildröhren der Strahlstrom erst verzögert freigegeben.


    gruß mike

  • Ich war bis Mitte 90er stolzer Besitzer eines Grundig Supercolors mit eben auch dieser Funktion. Das Gerät war über 25 Jahre alt als es entsorgt wurde.
    Das Gerät wurde Betriebsstundenmässig eigentlich nicht geschont.
    Von einer vorzeitigen Alterung konnte auch nicht die Rede sein.


    Gruss:
    -Serge-

  • Zitat

    Original von Andy72
    Also fox ich weiß mal wieder nicht wo du die Story her hast, aber ich halte das für Unfug.


    Jogis Röhrenbude, in seinem Forum. :D
    Da gings um ein Selbstbauprojekt mit einer Osziclock, der nur per Knopfdruck sehen wollte, wie spät es ist und der dachte so eine StandBy-Funktion einzubauen, wie sie eben damals bei TV-Geräten gemacht wurde.

    Sobald man ein neues Gerät öffnet, erlischt die Garantie. Für alle die es nicht wissen sollten, die Garantie ist ein heiliger Pakt, welchen wir notgedrungen mit dem Hersteller eingegangen sind. Der Hersteller bietet uns an das Gerät im Fehlerfall zu warten, im Gegenzug garantieren wir, die intere Hardware oder Service Menü nicht zu verletzen. Dieser kleine Teil hier, ist alles was zwischen dem Kunden und der Anarchie steht.
    [Blockierte Grafik: http://www.danasoft.com/sig/Electronicfox.jpg]

  • Die Stby. Heizung hat ihre Chronologie. Bei Telefunken war das 710 Chassis noch mit Röhren bestückt, das Chassis hatte also eine eigene Anlaufzeit. 1973 erschien mit 711 das erste Volltransistorchassis mit der gleichen Röhre wie im Vorgänger, der A66-140X. Da wurde es als störend empfunden wenn die Elektronik innerhalb weniger Sekunden bereit ist und das Bild wegen der Heizung der BR doch erst verzögert kommt. Diese Röhre brauchte auch wirklich lange um auf Touren zu kommen. Die Röhre wurde von der 410X abgelöst, die hatte eine Schnellheizkathode, die Stby. Heizung war aber bereits eingeführt und als Vorteil angepriesen. Wenn bei Deinem jüngeren Gerät die Stby. Heizung nicht mehr drin ist könnte es sich da um einen 712A handeln? Da hättest Du aber offensichtliche Unterschiede im Aufbau der Geräte.


    Grüße


    8) Frickler

  • Zitat

    Eine Elektronenwolke bildet sich sobald die Kathode beheizt ist und dadurch Elektronen austreten


    Man kann Elektronen aus dem Material unterschiedlich "ziehen" . Eine Möglichkeit ist elektrostatisch, die andere ist thermisch, bei der Kathode wird aber im allgemeinen durch das heizen nur die nötige Austrittsarbeit herabgesetzt, die meisten Elektronen verlassen das Material erst durch die Spannung, müsste man mal nachrechnen ob die thermische Aktivierung wirklich reicht um die Elektronen vollständig austreten zu lassen, ich glaubs nicht ganz.

  • Zitat

    Original von frickler
    Die Stby. Heizung hat ihre Chronologie. Bei Telefunken war das 710 Chassis noch mit Röhren bestückt, das Chassis hatte also eine eigene Anlaufzeit. 1973 erschien mit 711 das erste Volltransistorchassis mit der gleichen Röhre wie im Vorgänger, der A66-140X. Da wurde es als störend empfunden wenn die Elektronik innerhalb weniger Sekunden bereit ist und das Bild wegen der Heizung der BR doch erst verzögert kommt. Diese Röhre brauchte auch wirklich lange um auf Touren zu kommen. Die Röhre wurde von der 410X abgelöst, die hatte eine Schnellheizkathode, die Stby. Heizung war aber bereits eingeführt und als Vorteil angepriesen. Wenn bei Deinem jüngeren Gerät die Stby. Heizung nicht mehr drin ist könnte es sich da um einen 712A handeln? Da hättest Du aber offensichtliche Unterschiede im Aufbau der Geräte.


    Grüße


    8) Frickler


    Hallo Frickler! Du scheinst dich auszukennen mit den alten Telefunken Geräten. Würde mich gerne mal näher darüber mit dir unterhalten ;).


    Also mein "jüngerer" ist der Palcolor 8410, hergestellt in der 14. Woche 1978. Der hat das 712A Chassis mit dem neuen Netzteil. Der hat keine Standbyheizung. Laut Schaltplänen Stand 12/77 bzw. 1/78. Den benutze ich seit ca. 13 Jahren.


    Der den ich kürzlich bekam ist der bestimmt sehr sehr seltene Palcolor 8650 "Monitor" mit Bild im Bild Funktion! Hergestellt in der 11. Woche 1978 und der hat noch das 712 Chassis mit dem alten Netzteil, aber bemerkenswerterweise schon die Chroma IA und IIA Module. Aber noch der alte RGB Baustein mit den Kühlblechen an den Transistoren und noch Abschirmdeckel am Zeilenbaustein. Technischer Stand laut Plan Mai 1977. Der hat noch die Standbyheizung. Ich wunderte mich total weil ich das seit 13 Jahren bei meinem 8410 ohne Heizung gewohnt war.


    Die 712 und 712A Chassis wurden offenbar zeitweise noch parallel verbaut.


    Beide Geräte haben übrigens schon die 1978 (oder Ende 77?) neu eingeführte 510X Heliochrom Bildröhre. Die haben dann die restlichen Geräte wohl schnell bekommen wo sie doch zu Anfang nur den Topmodellen vorbehalten war.


    Schade, ich dachte, das 712er wäre das erste voll transistorisierte Chassis von Telefunken gewesen. Aber das es das nicht war, habe ich gestern erfahren, als ich meine bei Ebay ersteigerten Unterlagen zum Chassis 711 von 1973 bekam..... :rolleyes:

    3 Mal editiert, zuletzt von Alex R19 ()

  • PiP? Wie wurde das denn analog realisiert, bzw mit welchen Abstrichen im vgl zum digitalen PiP? Stelle ich mir reichlich tricky vor, zumal die Videoquellen ja irgendwie synchron sein müssten. Oder hat der Fernseher die 2. Quelle fremdsynchronisiert? Falls Du von dem Modell auch Unterlagen hast, wäre der Schaltplan vielleicht mal eine lohnende Kuriosität für einen Scan...

  • Zitat

    sehr seltene Palcolor 8650 "Monitor" mit Bild im Bild Funktion! Hergestellt in der 11. Woche 1978


    wie funktionierte 1978 Bild in Bild???
    Mit Bildprozessor, Speicher, etc??? Das muss ein Riesenaufwand gewesen sein. Oder irgendwie analog?


    EDIT: shaun war schneller...

  • Ja, Pläne habe ich gottseidank dazu. Ich habe mich auch gefragt, wie das wohl realisiert wurde.


    Also der hat quasi Huckepack auf die Signalplatte (die linke am 712 Chassis) den Monitorbaustein geschraubt. Dieser beinhaltet einen zweiten Tuner, einen zweiten ZF-Baustein, einen zweiten Ton-Baustein und eine Platte mit einer Unmenge von IC´s (müssten 18 Stück sein). Aussen ist eine zusätzliche LED Programmanzeige, und eine zweite Abstimmeinheit für 8 Programmplätze (allerdings kein elektronischer Suchlauf, sondern Drehknopf) und sogar eine zweite Kopfhörerbuchse für das Monitorprogramm.


    Auf der FB (welche ich leider Gottes nicht habe; die Vorbesitzerin hatte sie mal entsorgt nur weil sie zerbrochen war ;() sind drei Tasten für Monitor an/aus, Tonumschaltung Haupt- und Monitorprogramm, sowie sequentielle Fortschaltung der 8 Monitorprogramme.


    Trotz all des Aufwandes ist das Monitorbild nur in Schwarzweiss.


    Ich frage mich, wer das wohl gekauft haben mag. Das muss ja elend teuer gewesen sein und der Sinn von dieser Funktion ist mehr als fraglich....


    Deshalb denke ich, sind nicht viele Exemplare verkauft worden geschweige denn, dass heute noch welche existieren.


    Der 8650 Monitor ist sogar abgebildet in dem Buch "Fernsehtechnik ohne Ballast" von Otto Limann. :]

  • Falls Dich irgendwann mal das dringende Bedürfnis quält, die Pläne zu scannen, denk mal an mich. Ich wüsste wirklich gerne, wie die die Signale synchron bekommen. Das BiB ist ja sicher nur relativ klein und dann noch s/w, die Bandbreite lässt sich also reichlich drücken. Aber wo speichern die das Bild? Laufzeitleitung? Eimerkette?

  • ja, ich scanne das mal. Das ist ne Beilage zu dem normalen 712 Plan. Der ist mit "vorläufige Beilage 8650 Monitor" bezeichnet. Die Machart scheint etwas auf die Schnelle gezeichnet, wohl noch kurz vor der Einführung. Weicht ziemlich ab von der normalen Art der Lagepläne.


    In der Bedienungsanleitung steht "durch senderseitig bedingte Unterschiede zwischen den Sychronsierfrequenzen springt das Monitorbild gelegentlich von einer zur anderen Bildschrimecke".


    Ist das vielleicht ein Hinweis?