Philips Philetta B2D14U - kein Ton!

  • Hallo zusammen,


    ich befasse mich derzeit mal wieder mit einer Philips Philetta, Typ B2D14U, die folgenden Fehler hat:


    Kein Ton, die Röhren UABC80, UCH81, UCC85 sowie die Endstufe UL84 heizen, die übrigen Röhren UF89, UM80 und UY85 bleiben dunkel bzw. kalt.


    Nachdem ich ein bißchen den Heizungskreis der letztgenannten Röhrengruppe untersucht habe, habe ich festgestellt, dass PTC R5 (220 Ohm) hochohmig geworden ist, außerdem eine der beiden Skalenlämpchen durchgebrannt ist.


    Ein Lämpchen habe ich noch, aber gibt es bei dem PTC hinsichtlich der Leistung (->Wärmeabführung) etwas zu beachten? Der Widerstand sieht etwas "kräftiger" aus, das, was ich so im Internet finde, ist von der Bauform her wesentlich dünner/einfacher. Im Schaltplan steht nur "PTC Widerstand, 220 Ohm"...


    Siehe hierzu auch den angehängten Schaltplanauszug bzw. ein Foto von dem defekten Bauteil.


    Für einen kurzen Tip wäre ich euch dankbar! ;)


    Gruß, Alex

  • Da die Kathoden der indirekt geheizten Röhren thermisch träge sind, werden die Skalenlämpchen beim Einschalten für einige Sekunden überlastet, bis der Heizstrom auf den Sollwert von 100mA sinkt. Der PTC wirkt hier als Schutzelement, indem er den Anheizstrom an den Lämpchen vorbeiführt.


    Es sollte ausreichen, den PTC durch zwei antiseriell geschaltete Z-Dioden mit 5,6V und min. 1,3W zu ersetzen.

  • Hallo Frank,


    vielen Dank für den Tip mit den Z-Dioden!


    Zwei Fragen habe ich noch diesbezüglich:


    • Kann ich auf die Verwendung von Vorwiderständen verzichten, da bereits R2/R3 und R7/R6 als solche fungieren?
    • Die Verwendung von 5,6V Zenerdioden ist bemessen auf die maximale Betriebsspannung der Lämpchen, richtig? Kann ich dann automatisch davon ausgehen, dass alle anderen (Heiz-)Spannungen auch dementsprechend passen? Habe leider vorher die Spannungen nicht gemessen, bevor der PTC defekt wurde (hat übrigens 2,1kOhm anstatt 220 Ohm)...

    Gruß, Alex

  • Ber 230V sind alle Heizungen in Reihe geschaltet und über R3=150 Ohm versorgt. Wenn UCC85, UCH81 oder UABC80 nicht geheizt werden, könnten C5, C6 oder C7/3 durchgeschlagen sein. Das wäre bei der Inbetriebnahme zu prüfen, da dann die anderen Röhren eine zu hohe Heizspannung erhalten und im worst-case auch durchbrennen.


    Beim Ersatz des R6 durch zwei antiserielle Z dioden sind keine weiteren Widerstände erforderlich. Allerings könnte durch einen in Reihe zu R5 geschalteten 100 Ohm/2W-Widerstand die Netzspannungserhöhung von 220V auf 230V kompensiert werden.


    Die Diodenspannung mit 5,6V ist auf die Maximalspannung der Skalenlampen ausgelegt.

  • Moin moin Frank, moin Alex,
    Frank, deine Feststellung mit den evtl. kurzschließenden C,s wiederspricht der Tatsache, das die UL wie von Alex beschrieben, mit bestromt wird.
    Da wie auch vom Alex beschrieben, die UF; UM und UY nicht beheizt werden, vermute ich eine Verbastellung am Netzspannungswähler.
    Alex, du solltest daher den Stromweg der Heizung gemäß der Nezspannungswahl von 220 V penibel überprüfen, sonst riskierst bei Netzstromgtromgabe in Sekundenschnelle den sicheren Tod der nicht mehr produzierten Röhren.

  • Moin Frank, moin Harry,


    die Röhren im oberen Heizkreis (siehe Plan) leuchten alle, Anodenspannung ist -glaube ich- nicht vorhanden, da diese ja erst hinter der UY erzeugt wird, die wiederum ja aber nicht beheizt wird.


    Den Tip mit den antiseriellen Dioden und dem Vorwiderstand werde ich wohl so umsetzen, muss nur morgen erstmal die Teile besorgen (würde aber auf 5W-Zenerdioden gehen, habe immer gern ein bißchen "Reserve" ;) ).


    Harry, der Tip mit dem Netzwahlschalter ist gut, ich habe schon in einem anderen Forum gelesen, dass es da ein Radio gegeben hat, welches offenbar jahrelang auf eine falsche Betriebsspannung eingestellt war, weil der Schalter verbastelt war. In meinem Fall scheinen die Brücken aber richtig gesetzt zu sein bzw. die Brücken die richtigen Kontakte herzustellen. Ich habe außerdem den ganzen Heizkreis durchgemessen und auf Unterbrechungen hin untersucht. Darüber hinaus habe ich das Radio auch schon in Betrieb gesehen, bevor es kaputt war (okay, kann auch jahrelang irgendwie mit einer anderen Schalterkombi funktioniert haben)...


    Noch eine andere Frage: Dass die verbleibenden funktionierenden Röhren im Einschaltmoment ziemlich hell werden (besonders die UL) und dann nach ca. 2-3 Sekunden wieder schwächer werden, ist normal, oder? Ich bin bei Röhrenradios leider (noch) nicht so bewandert, hab mich die letzten Jahrzehnte eher mit TVs befasst...


    Danke für eure Mithilfe!

  • Alex, das starke Anfangsleuchten der Röhrenheizung habe ich auch bei intakten Allstromgeräten vorgefunden, hier aber wo ein PTC den Strom im Kaltzustand begrenzt, sollte das nicht vorkommen.
    Der Ersatz PTC sollte schon auf den mit 100 mA durchfließendem Strom abgestimmt sein.
    Prüfe den Heizkreis noch einmal im Stromlosem Zustand per Durchgangsmessung von eine Lötöse einer Skalenlampe beginnend, bei gezogener UABC80 bis zum ihrem Heizanschluß Pin 4 oder 5 der Fassung und dann vom selbigen Anfangspin nocheinmal gegen Masse, da darf dann kein Durchgang mehr sein, erst wieder, wenn du die UABC wieder einsteckst.

  • Hallo Harry,


    ich glaube jetzt verstehe ich auch, was du gestern gemeint hattest, nachdem ich mir den Stromlaufplan nochmals angesehen habe. Die obere Röhrenreihe bekommt ihre Spannung über Pin 2 bzw. 3 des Spannungswählers, und somit müssten die Röhren davor (die im unten eingezeichneten Kreis) eigentlich mitleuchten, oder die Verdrahtung ist fehlerhaft. Komisch ist das schon- nur der PTC und ein defektes Lämpchen können ja wohl nicht der Grund sein, denn sonst müsste ja entweder alles oder gar nichts gehen, oder?


    Das Spannungswahlschalter ist schon mal korrekt angeschlossen- das systematische Durchklingeln der Röhrensockel/des Heizkreises mache ich morgen in Ruhe einmal!


    Danke erstmal für den Tip- das ist eine gute Idee!

  • Zm Test kann anstelle der antiseriellen Z Dioden auch mal ein 10 Ohm Widerstand eingebaut werden, wenn die Skalenlampen eh defekt sind oder ausgebaut werden.


    Generell ist das Glühen nicht bei allen Röhren gut sichtbar. Bei der UCH81 z.B. geht die obere Schirmung der Triode meist in den Getterbereich über, so dass das Licht nicht sichtbar ist. Bei UM80 mit seitlichem Getterspiegel ist das auch der Fall. UY80 müsste zwar gut sichtbar sein, es ist allerdings eine Diode mit dicker Kathode, die thermisch träge ist und länger zum Anheizen brenötigt.


    Teste mal mit 10 Ohm anstelle R6 folgendes Punkte:


    ->UABC80, UCH81 und UCC85 glühen beim Einschalten, UF89, UM80 und UY85 nicht?
    -> Ziehe mal die UY85 und prüfe, ob UCC85 dann immer noch glüht. Vermutlich nicht. Dann wäre der Heizkreis wie im Plan in Serie verschaltet.
    ->Mess mal bei gezogenem Netrzstecker den Widerstand zwischen PIN 4 und 5 der UY80 und mit Netzstecker die Spannung zwischen diesen Pins. ACHTUNG: Chassis hat keine Netztrennung! Messgerät vorher anschließen und dann bei gestecktem Netzstecker Chassis nicht berühren.

  • Öhm, ich bin gerade etwas verwirrt: 10 Ohm anstelle der Z-Diode (=R5), oder 10 Ohm anstelle von R6 (wäre dann der 2. PTC, dann müsste ich aber etwas für R5 ersatztweise eingebaut haben...?


    10 Ohm habe ich noch im Sortiment, alternativ auch die beiden erforderlichen Lämpchen, die Z-Dioden müsste ich erst noch besorgen! Melde mich morgen mit den Ergebnissen.


    PS: Dass die unten eingezeichneten Röhren nicht heizen, ist nicht nur mein visueller Eindruck: Auch nach 10 Minuten Betrieb bleiben diese 3 Röhren eiskalt, während die übrigen Röhren recht warm bzw. heiß werden.

  • Ich hab jetzt doch mal den gesamten Schaltplan mit Stückliste geladen.


    ->Die beiden Z Dioden sind anstelle von R6 parallel zu den Skalenlampen einsetzbar.


    ->R5 ist ein 220 Ohm NTC und dient dazu, die Heizfäden der Röhren beim Anheizen zu schonen (Softstart). Er kann sinnvoll nur durch einen NTC ersetzt werden. Ersatztyp: Epcos S234/220/M:
    http://www.mouser.de/ProductDe…ciWRBLmDiIKMIM97unQ%3D%3D


    ->Die 10 Ohm sollten zusätzlich in Reihe zu R6 verbaut werden, um die von 220 auf 230V erhöhte Netzspannung auszugleichen.


    An dem Heizfaden der UY85 sollten ca. 35...40V anliegen. Das würde ich mal messen. Wenn wirklich nur der obere Pfad heizt, ist der Spannungswähler falsch gesteckt. Die Belegung gilt von der Lötstiftseite her betrachtet. Heizspannung liegt bei der 80er Serie an den PINs 4 und 5.

  • Manche Dinge sind echt sonderbar...


    Also, heute Vormittag den ganzen Heizkreis durchgeklingelt- alles richtig verbunden. Habe auch Harrys Tip mit der Masse befolgt -> funktionierte auch. Spannungswahlschalter überprüft - Brücken mit den entsprechenden Verbindungen passten auch.


    Schließlich alles wieder zusammengesteckt, Röhren drauf, neue Glühbirne eingesetzt, defekten NTC auch erstmal wieder eingelötet und eingeschaltet: Selbes Ergebnis, unterer Röhrenkreis bleibt dunkel, oberer wird hell, beide intakten Skalenlämpchen bleiben aber dunkel! Dann habe ich Franks Rat befolgt und die UY gezogen- kurioserweise leuchteten dann immer noch alle Röhren aus der oberen Reihe. Habe dann stundenlang die Verdrahtung kontrolliert und festgestellt, dass wohl ein verbogener Draht an der UF89 versehentlich einen Kontakt hergestellt hat. Draht zurechtgebogen, dass er so schnell keinen Fehlkontakt mehr herstellen kann, und danach waren die Röhren auch aus- UY wieder aufgesteckt, und siehe da- läuft! ;)


    Ton hatte ich dann auch, allerdings sehr verzerrt- habe als offensichtlichen Täter R55 (hochohmig) und C85 (werde ich vorsorglich tauschen) an Pin 3 von der UL84 ausgemacht- mal sehen, ob es danach besser läuft. Kann ich anstatt von 240 Ohm auch 270 Ohm nehmen? Den hätte ich nämlich noch da, und ich würde ungern mit selbstgebastelten zusammengestellten Widerständen hantieren.


    Die restlichen Bauteile besorge ich morgen, denn ich würde -wie von Frank schon vorgeschlagen- die Modifikationen mit den Z-Dioden, dem 10 Ohm-Widerstand und dem neuen NTC noch durchführen, auch wenn das Radio offenbar auch mit dem alten NTC (Kaltwiderstandswert ca. 2,4kOhm) funktioniert.
    Frank, gäbe es evt. einen NTC, der in Frage käme, auch zufällig bei dem Händler mit dem blauen "C" im Namen? Der wäre hier nämlich in der Stadt, und bevor ich für einen solchen Centartikel eine extra Bestellung in München aufgebe (siehe deinen Link), würde ich es ausnahmsweise vor Ort probieren. ;)


    Gruß, Alex

  • Alex, den 270 Ohm R kannst du nehmen, wenn er ca. o.5 W Leistung verkraften kann. Messe dannach die an ihm generierte Spannung über einen längeren Zeitraum (ca. 1 h), sie zeigt uns dann ob die UL84 an der gefürchteten thermischen Gitteremission leidet, die dann andere Bauteile bis zum Brand überlasten kann.
    Der Kurzschluß an der UF kann nur zur Masse gewesen, obwohl dann die oberen Röhren stark überheizt wurden !
    Auch funktioniert das nur, wenn die Phase an Masse liegt, was ja die Gefährlichkeit eines Allströmers ausmacht.

  • 270 Ohm habe ich als 1Watt-Variante da, also kein Problem! ;)


    Mit dem Kurzschluss ist es wohl so gewesen, wie du sagst. Ich erwähnte weiter oben, dass die UL ziemlich hell glühte, insbesondere auch beim Einschalten. Jetzt ist sie wesentlich dunkler (sieht für mich auch "normaler" aus), und sie ist auch im Einschaltmoment nicht mehr (wesentlich) heller. Vermutlich war das der Fall, weil die NTCs offenbar durch den Kurzschluss gar keine Funktion hatten...
    Wie hoch ist die zu erwartende Spannung an R55, bzw. wie sollte sie sich im Verlauf einer Stunde (oder länger) verhalten (vermutlich sollte sie nicht driften, oder)? Ggf. wäre die UL dann noch hinüber?

  • Die Kathodenspannung am Pin 3 der UL liegt bei ca. 9 -11 V/DC, und sollte über eine Stunde nicht driften, bei thermischer Gitteremission aber wird Sie langsam Steigen, selbiges passiert aber auch wenn der Koppel C82 leck wird, das dann aber sofort nach Arbeitsaufnahme der UL

  • Der Heizkreis sollte in Ordnung sein, so dass die 100mA Heizstrom auf 5% genau stimmen. Bei abweichendem Heizstrom verringert sich die Lebensdauer der Röhren erheblich, auch ein zu geringer Heizstrom ist schädlich.


    Ein sicheres zeichen von Gitteremission ist, wenn das Gitter (PIN2) positiv gegenüber Chassismasse wird. Diese Messung ist aber nur aussagekräftig, wenn der Gitterkondensator C82 in Ordnung ist. Ich empfehle, diesen vorsorglich gegen einen Kufststoff-Folienkondensator zu ersetzen, Wenn es noch ein Papierkondensator ist, gilt dies verschärft. In vielen alten Geräten sind die Endröhren nur deshalb geschrottet, weil der Kondensator defekt ist und das Gerät mit positiver Gitterspannung betrieben wurde.


    Beim Conrad gibt es nur niederohmigere Typen wie den B57236S0800M000, so dass 3 Stück in Reihe geschaltet werden müssten.


    Ein größerer Kathodenwiderstand verlängert die Lebensdauer der Röhre, reduziert aber die Ausgangsleistung.

  • Frank, wenn du dich auch nur etwas an den zuvor geschriebenen Beiträgen orientierst, dann brichst du dir bestimmt auch "keinen Zacken aus der Krone" sondern zeigst Fairplay.
    Dein Fachwissen in Ehren, aber andere Bauern "haben auch schöne Töchter"

  • Nach Einbau des R55 und C85 spielt die Kiste schon wieder wesentlich sauberer- ob es richtig sauber klingt, kann ich erst besser sagen, wenn ich den Lautsprecher wieder im Gehäuse eingebaut habe.


    Pin 3 von der UL liegt während des Betriebs konstant ziemlich genau bei 15V (konnte es allerdings bislang nur eine Viertelstunde beobachtet laufen lassen- werde es später nochmal länger testen!). Sind die 15V noch im Toleranzbereich, oder ist das zu hoch?


    Soll C82 4,7nF oder 6,7nF haben? Das ist auf meiner Schaltung etwas schlecht zu erkennen. C82 ist keramisch ausgeführt und hätte ca. 4,7nF, ich habe mal versuchsweise einen 10nF-MKS-Kondensator vorübergehend eingesetzt, damit senke ich allerdings auch nicht die Spannung an Pin3 von der UL- die Spannungen bleiben identisch! Pin 2 liegt -gemessen gegen Chassis-Masse- bei 0,056V.


    Die Idee mit den beiden Z-Dioden antiseriell ist eigentlich ganz gut, jedoch haben wir nicht bedacht, dass die Dioden ja parallel zu den zwei Skalenbirnchen mit je 6V Betriebsspannung liegen- insofern ist die Gesamt-Zenerspannung dann 5,6V anstatt der erforderlichen 12V, oder?