• Hallo Leute,


    kann mir jemand sagen, warum man die Germanium-Transistoren z. B. AC 187/188 aufgelassen hat bzw. nirgends mehr einsetzt?


    Ich finde diese hatten in den Philips Radios einen tollen "warmen" Sound annähernd wie Röhrengeräte.

  • ned bös sein, das hat mit der Schaltung zu tun, mit der Gegenkopplung, mit dem "freien" Einbau des Lautsprecherchassis, mit dem Gehäuse etc.


    Mit dem einen oder anderen Transistortyp hat es rein gar nichts zu tun.


    Mehr als (mit ach und Krach) 3 Watt waren da nicht drin (normal eher 2,3 Watt) und Germanium war dann ab etwa 1974 einfach "out".


    Dafür kam dann nach kurzem Zwischenspiel des TCA830 der TBA810 für einige Jahre. All diese wenig-Watt-Geräte konnten schlimm bis hervorragend klingen, egal ob diskret oder integriert, Eintakt oder Gegentakt. Die Gesamtheit der Schaltung, Lautsprecher, Gehäuse etc. machts, nie aber ein einzelner Transistor - außer er ist hin!

  • Historisch gesehen ist der Transistor Röhrenersatz...
    ALSO=> Geräte mit Transistoren sollten gleich oder besser als
    Röhrengeräte funktionieren.
    Auch Design, Aufbau und auch Enwickler hatten als
    Maßstab die Röhrenteile...
    Holzgehäuse, Chassis, Lautsprecher kahmen aus den
    gleichen Werken.
    Die Gerätephillosophie war gänzlich anders als in unserer
    Geiz ist Geil Gesellschaft.
    Germaniumtransistoren haben aber einige unliebsame
    Eigenschaften (Reststrom, Temperaturabhängigkeit,
    Spannungsfestigkeit, Kennlinie/Arbeitsbereich...)
    die sie einfach entbehrlich machten mit der Serienfertigung
    der Siliziumtransistoren.
    Als HF-Transistor hielt sich Germanium in Empfangsteilen
    erstaunlich lange... bis der Mosfet ihn verdrängte.

  • Die AC187/188K wurden lange und in großer Stückzahl eingebaut, herstellerübergreifend.
    Die Halbleiterhersteller konkurrierten sogar um diesen Markt und brahten eigene, identische Transistoren heraus: Z. B. die AC193/194K von ATES (später SGS, dann ST).


    Allen diesen war aber zu eigen, daß sie grundsätzlich mit sehr langen Anschlüssen für Handmontage und Handverdrahtung geliefert wurden, lange Zeit auch mit farbigen Isolierschläuchen eingebaut.


    Alles zu teuer, gegenüber automatisch bestückbaren ICs, sei es der TBA570 (oder750?), TAA611, TBA800, TBA810, TCA830, TCA940 (HiFi10Watt), TBA640, für kleinere Geräte dann der LM380...


    Zur gleichen Zeit empfanden die Gerätebauer das Handverdrahten auch bei TVs als zu zeitraubend, und fehleranfällig:


    Aus den Thyristorbestückungen mit Hin- und Rücklaufthyristoren im ovalen TO-3 Gehäuse (und kleinere) sowie aus dem Zeilenstandard BU108 oder 208 wurden die Platikgehäuse ähnlich TO220 geschaffen, anfänglich sogar mit "Spitzdach", die Metallfläche war nach Art eines halbierten Ovalgehäuses geschnitten. Bei den Thyristoren mögen sich manche noch an 17088 u. ä. erinnern.
    Für dicke Endstufen schuf Texas Instruments die BD245/745 Serie und von da an war es mit den 1973 noch hochpopulären 2N3055 Endstufen schnell vorbei.
    Ende der 70er dann die eigentlich miserablen STK-Hybride, die es aber auch in Nordmende und Telefunkengeräte geschafft haben.


    Alle lang her...

  • ... nicht unerwähnt bleiben sollte jedoch auch, dass die (NF-)Germaniumtypen ein grundlegend anderes Verhalten bezgl. Klirr & Bildung von harmonischen Oberwellen hatten als die Silizium-Kollegen --- wie vor schon geschrieben, waren sie jedoch wesentlich unzuverlässiger und sind daher schnell vom Markt verschwunden.


    gruß, audiomatic

  • nein, hatten sie nicht! Die Schaltungstechnik war anders, historisch: Parallel-Gegentaktschaltungen mit Ausgangstransformatoren, oft auch Treibertrafos.


    Verstärkung in der geschlossenen Schleife (closed loop), Gegen-und Mitkopplung, Bandbreite,alles Auslegungssache der Schaltung.


    Und von den 50er Jahren (nur Germanium!) bis weit hinein in die Siebziger ist sooo kurz auch nicht.

  • ... doch, hatten sie wohl ;)! Allein schon die wesentlich größere Sperrschichtkapazität, und die dadurch - gegenüber Silizium - geringere Transitfrequenz führt dieses Verhalten herbei. Auch ist die B/E-Kennlinie eines Germaniumtransistors wesentlich flacher..
    Dies gilt wohlgemerkt für die NF-Typen, die i.W. im Legierungsverfahren hergestellt wurden. Aufgrund des "gutmütigen" Verzerrungsverhaltens wurden und werden(!) Germaniumtypen heute noch in vielen Verzerrern, u.a. dem Electro Harmonix Big Muff eingesetzt...


    gruß, audiomatic

  • nicht wirklich. Wohl sind die Kennlinien "weicher", das macht sich aber kaum bemerkbar, da praktisch alle Verstärkerschaltungen in den angesprochenen Radios die übliche Auslegung hatten: Vor-, Treiber- und Gegentaktendstufe.
    Unterschiede fanden sich lediglich in der Ruhestromstabilisierung, so überhaupt vorhanden. Bei diesen Endstufen ist die Verstärkung nur unwesentlich von Einzelbauteil-Kennlinien abhängig, da die Verstärkung durch eine (im wesentlichen eine) ohmsche Widerstandskombination festgelegt wird.


    Du sprichst aber nicht von Radios sondern von Verzerrern und das geht absichtlich in eine völlig andere Richtung. Die Schaltungen von Fuzz-Boxen u.ä. sind mir hinlänglich bekannt, auch die Feinheiten wie antiparallele Ge- und Si-Dioden, heutzutage auch gern durch verschiedenfarbige LEDs (mit unterschiedlicher Flußspannung) gelöst.


    "Den" AC187/188K-Klang gibt es aber nicht. Ich habe Geräte erlebt (Quelle-Chassis xyz(könnte die Type nachsehen)), da hats in der Endstufe weder Emitterwiderstände, einfach nur große "Vorwärts"-verstärkung und kräftige Gegenkopplung - Klang miserabel. Die Schaltung korrigiert die Übernahmeverzerrungen durch höchstmöglich getriebene Gegenkopplung.
    Mein altes Saba-Donau klingt zwar nicht so hübsch wie das Radio von tcfkao, gleiche Marke, gleicher Zeitraum, gleiche Endstufe, ihm seines hat Zweiwegelautsprecher, meines nicht, aber immerhin...


    Vergleichsweise gut war früher ein Stereo-Blaupunktchassis mit besonders schnellem Treibertransistor - nahe HiFi.


    In reichlich Ausschlachtgeräten meiner Jugend fand sich oft besagtes Endstufen-Transistorpärchen, für wesentlich halte ich die stets vorhandene physiologische Lautstärkenregelung sowie die relativ großzügig ausgelegten Lautsprecher in Gehäusen, die diesen Ausdruck noch verdienten: Holz!


    Wenn auch Preßspan beschichtet, so doch hochstabil. Bei den Fernsehern war es ja sprichwörtlich möglich "sich draufzustellen".


    Dann kam mit Übermacht Plastik und nur solches aus Fernost und Lautsprecher von 0.3 über 0,5 bis 1 Watt - flach, billig, trötig.