Hallo,
mein Womo-Ladegerät von Calira wollte nicht mehr laden.
Fehlerbeschreibung: wenn Ladegerät mit 230V~ verbunden, klackt ein Relais im ca. 2-Sekundentakt. Eine Ladevorgang findet nicht statt.
Fehlersuche: nach Zerlegen des Gerätes auf Sichtfehler geprüft - nichts feststellbar. Einige Bereiche schienen thermisch arg belastet (leicht braune Färbung von Platine).
Also auf die Suche nach einem Schaltbild gemacht. Das gestaltet sich schwierig. Beim jetzigen Reparaturdienst bekommt man nichts.
Im www jedoch einigermaßen fündig geworden: bei Tante Google den Suchberiff "Sch12_20.pdf" eingeben und im derzeit 2. Suchlink bei declangrady.com gibt es ein sehr ähnliches Schaltbild.
Alle von mir geprüften Schaltungsteile sind mit diesem Schaltbild identisch, allein die Freigabe von ext. Verbrauchern (Relais) fehlt.
Nun konnte es an die Fehlerbeseitigung gehen: zuerst alles internen Betriebsspannungen geprüft - auf den 1. Blick nichts ungewöhnliches - alles nach meinem Verständnis ok (mehr dazu später).
Dann das Datenblatt des TDA16888 studiert, einige Foren dazu durchstöbert. Oft wurde hier eine Fehlfunktion des PWM-Kreises in der Ausgangsstufe erwähnt. Also nicht lange gewurschtelt, Schalttransistoren (IRF840 2x) und TDA erneuert. Allerdings ohne Erfolg. Also weitergemessen.
An Pin13 des IC war die Spannung so bei etwa 0Volt - also wurde der PWM-Schaltkreis deaktiviert. Und zwar von der Sekundärseite IC5 Pin6 RA4 (LED-Störung).
Hier lag also der "Hund begraben".
Es galt jetzt herauszufinden, warum der PIC16F872 keine PWM-Freigabe erlaubte.
Dazu hat er 5 analoge Eingänge - AN0 bis AN4 und einen digitalen EIngang RB0. Über RB0 wird der Unterspannungs-Schutz aktiviert. Und genau hier lag der Fehler.
Meine oberflächliche Kontrolle der Betriebsspannungen war nicht genau genug: hinter TR3 sollten vor dem IC2 7812 15Volt liegen, hier waren nur 13Volt zu messen.
TR3 hatte primären Windungsschluss und wurde auch ordentlich warm. Im Leerlauf (aus der Schaltung ausgebaut) nahm er 50mA auf und lieferte bei Nennlast nur 7,2Veff Ausgangsspannung.
Nach dem Ersatz mit dem gleichen Typ prim:230V sek:12V 2,3VA lief das Ladegerät wieder. Nach 1/2 Std. Probelauf bei 20°C Umgebungstemperatur prüfte ich die Temperaturen auf dem Board.
IC1 hatte so 60°C und auf TR3 lag bei 65°C. Das fand ich für einen möglichen Dauerbetrieb viel zu hoch.
Also ersetzte ich TR3 mit dem gleichen Typ Trafo, jedoch mit 3,2VA (Block von Conrad Best.-Nr.: 710943 - 62 ca. 5€). Dazu waren nur die Bohrlöcher der Primärseite um 5mm nach außen zu versetzen und neu zu verbinden - mechanisch passt er perfekt hinein.
IC1 spendierte ich einen PGA-Fingerkühlkörpger, mit 2k-Wärmeleitkleber aufgeklebt und zur Sicherheit mit einem Kabelbinder und Heißkleber gegen Herunterfallen gesichert.
Im Betrieb gab es dort dann nette 38°C.
Bei meinen Messungen fiel mir auf, dass auf der Primärseite an C10 150uF/400V im Leerlauf eine Spannung von 420V, unter Last 410V anlagen.
Für mein Empfinden ein erneuter Auslegungsfehler. Also den vorhandenen Elko ersetzt durch 180uF/450V 105°C. In einigen Foren war auch zu lesen, dass es dort zu Problemen mit der Spannungsfestigkeit mit Knistergeräuschen kommen kann.
Nachdem alles technisch iO war, alle Durchsteck-Lötverbindungen nachgelötet, die Platinen beidseitig gewaschen und mit Plastik70 fein gesiegelt. Dabei ganz dicht an der Platinenoberfläche gearbeitet, damit der Nebel sich nicht auf die teilweise offnen Relaiskontakte absetzen konnte.
Die Platinenqualität ist leider sehr mäßig: nach 2 Lötvorgängen lösen sich Lötaugen und Durchkontaktierungen trotz sehr vorsichtiger Arbeitsweise und Einsatz von Lötsauglitze.
Nun kann die EVS 30/30-DS/IU wieder ihren Dienst tuen.