Braun Schneewittchensarg SK5: Phono zu leise

  • Hallo Mitstreiter,


    habe meinen alten Schneewittchensarg ausgegraben, um ihn wiederzubeleben. Nach den üblichen Reinigungsarbeiten kam der Funktionstest. Rundfunkempfang auf MW und LW ok, UKW sehr empfangsschwach: Fehlerursache war ein aus dem 1. ZF-Filter herausgefallener Kern. Weiter alle ERO-Bonbons erneuert.


    Bei Überprüfung des Plattenspielers komme ich jedoch nicht weiter: er gibt viel zu leise wieder. Am Ausgang des Kristall-Systems sind 0,3 - 0,4 Vss zu messen. Auch ein versuchsweise eingebautes Philips-Kristallsystem bringt keine Veränderung.


    Welche Spannung hat denn ein Kristallsystem so von sich zu geben?


    Gibt es dafür noch irgendwo Ersatzteile, denn bei dem Wendesystem fehlt eine Nadel?

  • Die abgegebene Spannung (im Leerlauf) ist völlig o.k. Nadeln bei ASWO anfragen oder d.o.s - distribution of sound / (googeln). Ein Kristallsystem ist ein kapazitiver Generator mit sehr, sehr hohem Innenwiderstand, eventuell hast Du ja bei den Bauteilen bis zum Gitter der EABC80 einen Feinschluß oder aber die EABC80 (Triodenteil) hat Gitterstrom. Der UKW- und AM-Demodulatorausgang ist da vergleichsweise niederohmig. Signalverfolger wäre gut entlang der Bauteile vom Tonarm bis zum Steuergitter.

  • Danke für die schnelle Antwort.
    Bei d.o.s. gibt es leider keine Kristallsysteme.
    Aber Fehler gefunden.
    Die angegebene Spannung war nicht im Leerlauf, sondern in der Schaltung, d.h. mit 300KOhm Lastwiderstand. Bei Rundfunkempfang habe ich dort (Schalter Kontakt H2) allerdings ~ 1Vss.
    Was mich dann weiter beunruhigte, war die Brummempfindlichkeit. Also nochmal alles genauer untersucht.
    Und siehe da: die Tonarmleitung war defekt (zeitweise unterbrochen), und trotzdem kam da was rüber.
    Mit neuer Leitung war der Unterschied zu Rundfunk aber immer noch zu groß, also den Last-R 300KOhm entfernt (könnte das irgendwelche Nachteile haben?) und jetzt hat Rundfunk und Phono etwa die gleiche Lautstärke.
    Die Ausgangsspannung des Kristallsystems mit 10MOhm-Last (Tastkopf Oszilloskop) war 2 - 3 Vss.

  • Hallo Renrew,


    das Fehlen des Widerstandes macht ansich nichts (zumindest nichts defekt). Der Widerstand dient der Anpassung an das Kristallsystem und hat Einfluß auf den Klang bei Phono. Wahrscheinlich fehlt Dir jetzt etwas "Baß" durch nicht richtige Anpassung.
    Es hört sich wirklich so an, als wenn Dein TA-System nicht mehr die richtige Ausgangsspannung liefert. Ist bei dem Alter auch kein Wunder.
    Ist dort ein Schuman SK-451 System drin? Dann passt auch PE-45/90 durch Umbau in das Gerät. Dieses TA-System gibt es noch zu kaufen als Nachbau
    "Made in Taiwan". Qualität habe ich noch nicht getestet. Nadeln gibt es auch noch.


    Wenn Dir der momentane Zustand ausreicht, kannst Du dein Schneewitchen
    auch ohne Bedenken so betreiben.


    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas

  • Hallo pcmaster,


    vielen Dank für Deinen Hinweis auf das PE-System.


    Das mit dem Bass kann ich bestätigen, klingt aber trotzdem gut - ist ja keine HighEnd-Anlage.


    Versuchsweise hatte ich ja ein Philips-Billigsystem eingebaut, das so viel Bass geliefert hat, da sprang der Tonarm ständig aus der Rille - so soll es auch nicht sein.

  • Hast Dir ja richtig Mühe gegeben. Ja, die Kristallsysteme sind sehr hochohmig, und der 300K-Widerstand dient tatsächlich einer Anpassung (Annäherung an den RIAA-Frequenzgang). Der große Feind der alten Kristallsysteme war Feuchtigkeit (Luftfeuchtigkeit). Um das Eindringen derselben zu vermeiden wurden die Systeme in der Anfangszeit mit einem Gel aufgefüllt, aber Jahrzehnte des Betriebs waren nie geplant bzw. gefordert. Ein System konnte also im Laufe der Zeit "schwächer" werden. Es ist aber gut möglich, daß die SK5 gar kein Problem hat. Abweichende Phonolautstärke gegenüber Radio hat auch mit der komprimierten, lauteren Aussteuerung der UKW-Sender zu tun (Rauschüberdeckung in Randgebieten des gerade noch möglichen Empfangs durch ständige Aussteuerung mit Dynamikkompressor und Hintergrundgedudel slbst bei Nachrichten). Monoschallplatten waren oft "lauter" als Stereoplatten. Zuletzt mal die Kontakte des Systems auf Oxidation prüfen.