VHS Rückspulfunktion - Band bleibt eingefädelt

  • Hallo


    Ich würde gerne wissen wie beim VHS Recorder grundsätzlich die Rückspulfunktion zu Funktionieren hat, Ich habe schon öfters bemerkt das einige Recorder beim Schnellrückspulen das Band eingefädelt lassen (ein Stück weit wird das Band gelockert) und es somit nochmal über den Videokopf und den ganzen anderen Rest durchgezogen wird, dann habe ich ein Sony Recorder hier stehen der Fädelt das Band komplett zurück in die Kassette und spult dann zurück, was meiner Meinung nach auch mehr Sinn macht da der Verschleiß dort nicht so hoch ist.


    Beim Video2000 zb. wird das Band ja immer zurückgelassen sobald man Stop drückt, beim VHS bleibt es eingefädelt.


    Weis jemand etwas mehr über dieses Thema bescheiden?

  • Hi


    Das Einfädeln lassen hat mit der Laufzeit zu tun.


    Bei Video2000 hat Grundig ja eine Technik entwickelt, wie man über Bandlänge (codiert am Kassettengehäuse) und dem Verhältnis der Wickel-Drehzahlen minutengenau die Position errechnen kann. Das, was einige Jahre später auch zuerst von Sony und sehr ungenau (Restzeitanzeige beim Betamax SL-C9) und in den 90ern bei JVC, Panasonuic und Co ebenfalls minutengenau und unter Abschätzung um welche Kassette es sich handelt, implementiert wurde.


    Bei VHS gab es anfangs nur die Zählweise Zählwerk (Wickelumdrehungen), also dieses Schätz-o-meter das gegen Ende immer langsamer hochzählte und wo man sich immer aufschreiben musste "Film 1 von 0000 bis 3500, Film 2 von 3500 bis 5000, ..." Später ist man auf den Trichter gekommen, die Kontroll-Impulse der linearen Kontrollspur abzufragen, und da daran auch die Rotation der Kopftrommel synchronisiert wird, hat man hier framegenaue Impulse. Um diese zählen zu können, muss allerdings das Band an der Kopftrommel anliegen. So war es ganz am Anfang, Band wurde immer komplett zurückgezogen, aber es war keine Echtzeit-Positionsanzeige möglich.


    Anfangs hat man sich mit Half-Load beholfen (Hilfs-Ladearm zieht Band halb raus und legt es nur an den Linear-Kopf an. Ursprünglich hat man dabei den alten VHS-Bandweg mit dem M beibehalten, bei dem der rechte Schenkel recht schnell wieder Richtung Kassette zurückgeht und der Capstan unter der Kassette liegt (z.B. HR-S5000). Das gab allerdings einen ziemlich scharfen Knick im Band. Nächste Evolutionsstufe war der Half-Load, bei dem der rechte Schenkel vom M recht weitläufig war. Zwei Hilfsarme haben das Band an den neu positionierten ACE (Audio Control Erase) Kopf und den nun mitten im Gerät liegenden Capstan angelegt. Im Abspielbetrieb haben die Haupt-Ladearme (die mit den verstellbaren Umlenkrollen an der Kopftrommel) das Band noch um die Kopftrommel gezogen und die Andruckrolle wurde über dem Band abgesenkt (z.B. Panasonic G-Mechanism wie z.B. im FS100, FS200, W1, JVC HR-S4700/5800/6800). So konnte man das Band an den ACE-Kopf anlegen und die Synchronimpulse zählen, es musste aber nicht den strapaziösen M-Load Weg komplett durchlaufen. Hier gab es zwei Philosophien. Panasonic hat das Band bei Stop auf Half-Load (nur noch auf dem ACE-Head liegend) zurückgezogen, JVC beim HR-S5000 auch noch, bei der neuen Laufwerksgeneration aus dem HR-S4700 und seinen großen Brüdern blieb das Band beim einfache Stop eingefädelt und wurde erst zum Spulen zurückgefädelt (Quick Start, z.B. falls man das Band kurz stoppt, um auf Toilette zu gehen - im Gegenstaz zu Pause wurde aber das Bild abgeschaltet, die Andruckrolle und der Bandzug gelockert, um das Band an der Stelle nicht so stark abzunutzen)


    Aus irgendeinem Grund hat man dann später das Band permanent eingefädelt gelassen. War wohl billiger weil weniger aufwendig in der Herstellung. Anfangs noch mit dem Half-Load Bandweg (breiter rechter M-Schenkel, absenkbare Andruckrolle, z.B. beim Panasonic K-Mechanism z.B. im HS900 und HS1000, auch häufig bei Sony und Akai zu finden), später wieder mit dem ursprünglichen Bandweg (schmaler rechter M-Schenkel, Capstan unter Kassette, bei so ziemlich allem was in den späten 90ern und nach 2000 kam). Ich denke mal, die starke Zugkraftbelastung fängt man dadurch ab, dass in den extremen Bereichen des Bandes (ganz am Anfang, ganz am Ende) die Spulgeschwindigkeit drastisch abgesenkt wird, während alte Rekorder über das ganze Band gleichschnell bzw. gegen Ende (konstante Motorgeschwindigkeit aber immer größerer Aufwickelradius) sogar noch schneller spulen.

  • Echt Super erklärt, Danke !


    Also ist es normal das manche Recorder das Band ganz drin lassen und mache es nur Halb ausfädeln, nur um zu wissen wo sich das Band befindet.
    Ich nehme an das mein Sony Recorder da eine ausnahme ist mit der Sonderfunktion die das Band komplett ausfädelt, das hab ich sonst noch bei keinem Recorder gesehen.


    Ich hab hier ein eher neueren Panasonic rumstehen der lässt das Band immer drin, also lockert es nur beim Rückspulen, bei den älteren geräten müsste ich erstmal nachsehen.


    Welchem System wäre nach deiner meinung nach das beste um das Band zu schonen?

  • Hi


    nein.


    - Ganz ganz alt: Band wird beim Spulen ausgefädelt (bzw. es ist immer ausgefädelt und wird erst zum Abspiel-/Aufnahmebetrieb eingefädelt, bei Stop sofort wieder zurückgezogen). Zählwerk nur als Spulenumdrehungs-Schätz-O-Meter möglich
    - Mittelalt: Half-Load: Band wird zum Spulen von der rotierenden Kopftrommel zurückgezogen, bleibt aber halb eingefädelt sodass noch Kontakt zum stehenden ACE-Kopf bleibt. Echtzeit-Zählwerk möglich
    - Modern: Full-Load: Band bleibt immer eingefädelt (das "Lockern" was du beobachtest heißt, die Wickelbremsen werden komplett gelöst und die Andruckrolle weggeklappt, damit der Bandzug so gering wie möglich bleibt - während beim Abspielen ja ein gewisser Bandzug nötig ist, um den ständigen Kontakt zur Kopftrommel zu wahren), Echtzeitzählwerk möglich


    Was noch sein kann, ist die Variante "Modern mit Quick Rewind", wie z.B. bei einigen Hi8-Rekordern wie dem EV-C2000. Beim normalen Spulen bleibt das Band eingefädelt (Full-Load), für den 1-Minute Flash Rewind wird es aufgrund der enorm hohen Geschwindigkeit in die Kassette zurückgezogen um die Belastung niedriger zu halten. Beim normalen Spulen ist ein Echtzeitzählwerk möglich, beim Flash Rewind nicht, wenn du Flash Rewind mit der Stoptaste mitten in der Kassette beendest, ist die Position mitten in der Kassette die Null-Position 00:00:00, da der Rekorder durch das Ausfädeln keine Position mehr lesen konnte.