Turbodrive Schnee bei Standbild - Abgleichfehler?

  • Ich habe jetzt zum ersten mal bei einem Turbodrive den Bandlauf abgeglichen, also P2/P3 Bolzen sowie Höhe, Azimuth und X-Achse des Kontrollkopfes. Hilfsmittel sind ein Oszi und eine König-Testkassette. Bisher habe ich das nur bei Panasonic-Geräten gemacht und war es gewohnt, mich an Hüllenform der FM-Pakete und deren Maximalpegel zu orientieren. Beim Turbodrive (VR685/02) finde ich nirgendwo einen Testpunkt, der die FM-Pakete liefert. Es gibt stattdessen ein TRIV-Signal, das eine möglichst flache Linie erreichen soll. Soweit so gut, Wiedergabe ist auch sauber. Bildsuchlauf vorwärts auch. Beim Bildsuchlauf rückwärts gibt es eine breite Störzone, ist aber bei einem 4-Kopf-Gerät vielleicht normal. Aber wann immer ich die Standbild-Taste drücke, lande ich zielsicher exakt mitten in einer bildschirmfüllenden Störzone - alles ist verschneit. Bei mehrfachem Druck wandert die Störzone und manchmal kriegt man dann auch ein Standbild ohne Schnee. Was mich irritiert ist, dass ich beim ersten Pausebild nie etwas anderes als komplett Schnee sehe. Ist einer der Köpfe hin oder deutet das eher auf einen Abgleichfehler hin? Aber was mache ich falsch?

  • VR685 ist doch ein Hi-Fi Rekorder. Da gleicht man besser auf TRIA (Tracking Audio) bzw. FMAP statt FMV.. ab. Die Audioköpfe sind ja schmäler und deswegen empfindlicher auf Spurfehler.


    IIRC ist die Kopfumschaltposition bei diesen Geräten auch im Servicemenü abzugleichen.

  • Weder für TRIA noch FMAP gibt es Testpunkte auf der Platine, ebensowenig für FMPV. Für letzeres habe ich jetzt im Schaltbild zumindest einen Widerstand im Signalweg gefunden, wo ich jetzt einen Messpunkt anlöten werde. Bei Panasonic gibt es für alles Messpunkte, wo man meistens auch direkt einen Tastkopf anklemmen kann. Im Philips-Manual liest sich das so

    Für TRIV und SWIN gibt es zumindest Testpunkte in Form von Drahtbrücken auf der Platine. Aber um das CTL-Signal von einem IC abgreifen zu können, ist einiger Aufwand notwendig. Von oben kommt man nicht ran, weil das Laufwerk darüber sitzt. Baut man das Laufwerk aus und lötet ein Kabel an den Pin, um das Signal nach außen zu führen, muss man aufpassen, dass nach dem Wiederaufsetzen des Laufwerks das Kabel nicht die beweglichen Teile der Mechanik stört. Und die Unterseite der Platine ist ohne Ausbau nicht zugänglich. Man hätte ja wenigstens eine Aussparung im Plastikboden lassen können, dann hätte man nur den Blechboden abnehmen brauchen. So müsste man nun aber ein Dutzend Plastikzungen gleichzeitig entriegeln, um die Platine auszubauen.

    Welcher kranke Kopf denkt sich sowas aus?


    Die Kopfumschaltposition sollte stimmen, zumindest zeigt das meine Burosch-Testkassette an.

  • Die Kopfumschaltposition sollte stimmen, zumindest zeigt das meine Burosch-Testkassette an.

    Im Service Mode? IIRC verstellt das die SW ansonsten automatisch. Da du den Kombikopf ein-/verstellt hast, sollte man diesen Abgleich durchführen.

    Warum war eine Bandlaufverstellung überhaupt nötig?

    Zitat

    ...dass ich beim ersten Pausebild nie etwas anderes als komplett Schnee sehe.

    Ist eher nicht normal. VR685 hat auch LP und wird somit als 6-Kopf Gerät bezeichnet. Das kriegt üblicherweise schon gute Stand- und Feature- (Slow/Fast) bilder hin.

  • Den Servicemode hatte ich noch nicht an und habe jetzt erst eine Unterlage gefunden, wie man ihn aktiviert.

    Der Abgleich war notwendig, weil eine Kopftrommel aus einem anderen VR685 transplantiert wurde. Zuerst hatte ich nur Schneegestöber und fing an, an den Bolzen zu drehen. Erst später fiel mir ein, dass bei diesem Laufwerk die Schraube an der Rückseite verschraubt sein muss, da nur so das Abschirmblech am Kopfverstärkerausgang Verbindung zur Masse des Laufwerks bekommt.

    Ich werde also nochmal neu abgleichen.

  • Wenn du diese komplett mit Motor gewechselt hast, dann war das ganz easy. Drei Schrauben ein Kabel... Und ja, die Masseverbindung, das Abschirmblech hab ich auch schon wieder vergessen. Muss ja schon ziemlich genau 1/4 Jahrhundert alt sein das Gerät.

    Putzrolle hast sicher schon rausgeschmissen, sollte die noch drinnen gewesen sein. Kaputten Kopf hättest an TRIV gesehen - also mal SP und LP Aufnahme machen und checken. Wobei ich meine, das Ding schaltet ev sogar auf den LP Kopf wenn auf einen SP Kopf nichts kommen sollte. Oder war das erst bei den nächsten Generationen so?

    Wenn man mal von der Servicierbarkeit absieht, diese Dinger waren schon ganz gut. Bild- und Tonqualität und auch Haltbarkeit, das war dann schon knapp vorm Zenit von Consumer VHS.

  • Dieses Laufwerk treibt mich in den Wahnsinn. Ich habe zwei verschiedene Hauptplatinen von dem Modell, die ich beide mit dem einen funktionsfähigen Laufwerk testen kann. Auf der einen Platine kriege ich partout kein Signal von einem der Köpfe. Das FMPV-Signal greife ich kurz hinter dem IC-Ausgang unter dem blechverkapselten Kopfverstärker ab. Den Steckkontakt des Folienkabels von der Trommel und seine Verlötung habe ich schon geprüft und nichts gefunden.

    Auf der anderen Platine sehe ich beide Kopfsignale, aber ein Abgleich ist praktisch nicht möglich. Das Gerät ist bereits im Servicemode und macht kein Autotracking. Die Abdruckrolle ist neu (original Philips) und alle Bandführungselemente und der Kontrollkopf sind sauber. Dennoch schwankt das FM-Signal der Kopfpakete immer wieder alle paar Sekunden stark zwischen völlig normal bis hin zu nahezu Null-Linie. Zwischendurch scheint es dann mal ein paar Minuten stabil zu laufen, aber sobald ich einmal aus- und wieder einfädele geht das Spiel von vorne los. Der Kopfreiniger ist schon runter. Die Elkos im Netzteil sind alle neu, und inzwischen habe ich auch jeden anderen Elko auf der Platine schon mit dem ESR-Meter geprüft. Der Trommelmotor hat ja anders als bei Panasonic keine eigene Elektronik, das muss also alles auf der Hauptplatine sitzen.

    Es kann natürlich sein, dass meine 30 Jahre alten Testkassetten sich schon auflösen und Bandabrieb die Köpfe immer wieder zuschmiert. Ich habe aber eher den Verdacht, dass irgendwas im Servobereich nicht stimmt.

  • Zitat

    Auf der einen Platine kriege ich partout kein Signal von einem der Köpfe.

    Platine und Kopftrommel passen schon zusammen? Also beide male 4/2 Aufkleber (4 Videoköpfe, 2 Audioköpfe). HP1 schaltet den entsprechenden Kopfverstärkerkanal (inkl. ev. einer LP Leitung welche dann die LP Köpfe selektiert?). Und die Option Bytes im NVRAM müssen übereinstimmen mit der entsprechenden Kopftrommel.

    Zitat

    Dennoch schwankt das FM-Signal der Kopfpakete immer wieder alle paar Sekunden stark zwischen völlig normal bis hin zu nahezu Null-Linie.

    Also keine CTL Impulse bzw. Syncauswertung mag nicht richtig. Wenn das Band am Synckopf (unten am Kombikopf) richtig vorbeiläuft, dann stimmt was mit der Deckelektronik, Syncauswertung, nicht. Dass ein Kombikopf kaputt wird, egal ob CTL-, Audio- oder Erasekopf, ist extremst, extremst selten. Am ehesten noch das Flachbandkabel welches da dran steckt.

  • Die Kopftrommel gehört genau zu dem Gerät (VR685/02).


    Ich habe das Laufwerk jetzt mal auf die andere Platine gesetzt. Dort fehlt zwar immer noch ein Kopfsignal im FMPV-Signal, aber zumindest das Signal des einen Kopfes ist sauber und schwankt nicht. Beim Bildsuchlauf vorwärts sind zwei Kopfsignale zu sehen. Kommt dafür dann evtl. ein LP-Kopf zum Einsatz?

    Ich messe direkt am Eingang des Kopfverstärker-ICs STV5744AD an den beiden Pins 5 und 7 jeweils die Kopfsignale. Die kommen also über das Folienkabel, den Steckontakt und zwei SMD-Kondensatoren durch. Wenn am FMPV-Ausgang des ICs dann dennoch ein Kopfpaket fehlt - ist das IC dann sicher kaputt, oder was könnte es noch sein?


    Auf der anderen Platine (wo beide Kopfsignale im FMPV-Signal sind) ist das CTL-Signal an Pin 16 des SAA1310 im Oszi nur im Millivolt-Bereich zu sehen - kein Vergleich zu der anderen Platine. Das dürfte die Ursache des Tracking-Problems sein. Laut Schaltbild sitzt an Pin 16 des ICs ein Widerstand von 4,7 kOhm gegen Masse. Da ich nur 250 Ohm gemessen habe, habe ich den Widerstand ausgelötet, er hat aber 4,7KOhm. Am anderen Board messe ich die 250 Ohm auch nicht, da sind es genau 4,7kOhm. Da muss dann wohl innerhalb des SAA1310 ICs was kaputt sein.


    Mein Vorhaben aus-zwei-mach-eins gestaltet sich unerwartet aufwändig. Das SMD-IC im Kopfverstärker zu wechseln traue ich mir nicht zu, so gut sind meine SMD-Lötkünste nicht. Das SAA1310 kriege ich schon eher hin. Aber vielleicht hast Du ja noch eine Idee wegen des fehlenden Kopfsignals?


    Nochmal zur Klarstellung: Jeweils gleiches Laufwerk, gleiche Folienkabel benutzt. Beide Platinen sind von einem VR685/02.

  • Also kaputte Kopfverstärker ICs hatte ich schon. So vor 25 Jahren.... Diese ST Dinger sind üblicher ST Schrott = nicht wirklich zuverlässig. Wollte schon vorschlagen diesen zu tauschen weil ich das im Hinterkopf habe. Aber ich wollte vorher alles andere abklären. Ich kann ja nicht mit Sicherheit wissen, dass du genau weißt was du tust wenn du mehrere Teile von verschiedenen VCRs zusammensteckst.

    Zitat

    Beim Bildsuchlauf vorwärts sind zwei Kopfsignale zu sehen. Kommt dafür dann evtl. ein LP-Kopf zum Einsatz?

    In den Feature Modes wird automatisch auf den Kopf umgeschaltet der das stärkere Signal hat. Ich weiß aber nicht mehr genau wie. Wahrscheinlich automatisch im Kopfverstärker IC. Aber schlag mich nicht, dass ist alles schon zu lange her.

    Pin 16 des ICs ein Widerstand von 4,7 kOhm gegen Masse.

    Laut ServiceDok im RecMode 5V schönes Rechteck. Aber der Pin ist bidirektional. Für PB ist kein Oszillogramm angegeben, wird aber auch 5V sein, sonst würde es der Prozessor wohl nicht verstehen. Pin 10 dürfte die Richtung umschalten. Einen der beiden Prozessorpins wo das SYNC Signal hingeht, wirst ja hoffentlich nicht geschossen haben - SYNC geht ja auf einen uC Input und einen uC Ausgang. Also mit Widerstand messen, ohne den Pin anzuheben bzw. Leitung aufkratzen, wäre ich da vorsichtig. Man weiß ja nicht was der uC da noch macht.


    Ich versuchen noch ein Bild anzuhängen. Einen Auszug vom SAA1310. Beachte die Spannungswerte bei den Pins. Die eingekastelten Werte sind für Record, die anderen für PB. Es hilft oft schon, nur diese DC Werte in Rec und PB nachzumessen. Keine Ahnung ob die in deinem Plan auch noch so schön drinnen sind. Beim Nachfolger von deinem, den VR8...ern, fehlen da nämlich diverse Spannungen.

  • Erstmal noch Danke für den Auszug. Das deckt sich mit dem aus dem VR685-Manual.

    Ich habe alle Spannungen am SAA1310 nachgemessen, die stimmen. Ich habe sogar das IC mit dem vom anderen Board getauscht. Der Fehler bleibt. Dann habe ich den Kopfverstärker mit Heissluft ausgelötet und in das Board verpflanzt, wo das Tracking stabil ist, man aber nur von einem der beiden Köpfe ein Paket sieht. Meine erste SMD-Lötarbeit mit ICs... an drei Pins musste ich versemmelte Leiterbahnen mit Kupferlackdraht reparieren, aber sonst hat es geklappt. Das Ergebnis ist frustierend. Es fehlt weiterhin ein Kopfsignal im FMPV-Signal.

    Das ist nun der Punkt, wo ich aus Wirtschaftlichkeitsgründen abbreche und das funktionierende Laufwerk auf Reserve lege, bis mir mal wieder ein günstiges Turbodrive mit Mechanikdefekt unter die Finger kommt.

    Zumindest habe ich jetzt gelernt, dass es bei Philips doch eher mal Defekte an der Elektronik geben kann als gedacht.