RGB-Spezifikation und Signalpegel

  • Mal eine Frage zum Thema RBG via Scart:


    Die Spezifikation sieht je Farbe einen Signalpegel von 0,7 Vss bei korrekt mit 75 Ohm terminierter Signalleitung vor.


    Bei meinem dank Eurer Hilfe mittlerweile komplett aufgearbeiteten analogen CRT (LOEWE Studio Art 1; C8001-Chassis) wird das RGB-Signal in die dafür vorgesehenen Eingänge des Farb-ICs mit integriertem PAL-Decoder (TDA 3562) eingespeist, und zwar hinter der PAL-Farb-Decoder- und -Regelstufe, aber noch vor der Helligkeits- und Kontrast-Regelstufe.


    Vor den Koppelkondensatoren (0,1 µF) an den Pins 12, 14 und 16 des TDA 3562 sind die Leitungen mit je 75 Ohm gegen Masse terminiert.


    Das Problem ist, dass das Bild weitaus zu dunkel erscheint.


    Bei einer via FBAS (also bei interner Signalverarbeitung durch den TDA 3562) eingespeisten Grautreppe trifft die Differenz zwischen Weiß und Schwarz an den Kathoden den Sollwert von 70 V (bei Grundeinstellung von Kontrast und Helligkeit auf die Referenzwerte, gemessen an den Pins 6 und 11 des TDA 3562) ziemlich perfekt, das Bild ist hell und ausgewogen.


    Speise ich das Testbild per Scart-RGB ein, erreiche ich die gleichen Helligkeits- und Spannungswerte (Differenz zwischen Weiß- und Schwarzfeld 70 V an den Kathoden) allenfalls bei auf max. eingestelltem Kontrastregler. Bei normal (gem. Referenz) eingestelltem Kontrastregler sind es ca. 45 V.


    Das deckt sich mit meinen Messungen an den Scart-RGB-Leitungen: Bei mit 75 Ohm terminierten Leitungen bewegen sich die Pegel für die Graufelder zwischen ganz schwarz und ganz weiß zwischen 0,23 und 0,71 V, nutzbarer Signalpegel also nur 0,48 Vss.


    Wenn ich den Scart-Stecker vom TV abziehe und spaßeshalber die von der Quelle (DVD-Player mit Grautreppe als Testbild) erzeugten Spannungen mit größeren Widerständen gegen Masse messe, lassen sich deutlich größere Spannungswerte erreichen. Bei z.B. 560 Ohm liegen die Werte zwischen 0,45 und 1,62 V (also 1,17 Vss zwischen ganz schwarz und ganz weiß). Drüber tut sich nicht mehr viel; bei 6,8 KOhm sind es z.B. 0,6 bis 1,8 V, also 1,2 Vss.


    Ist der RGB-Standard wirklich so spezifiziert, dass der korrekte Abschlusswiderstand der Signalleitung nicht nur als Terminierung, sondern gleichzeitig als "Last" (Spannungsteiler) für den korrekten Signalpegel so peinlich genau einzuhalten ist?


    Warum sind die Endstufen des Quellgeräts (DVD-Player, Digitalreceiver...) nicht "hart" (ohne ausgangsseitigem Widerstand) angekoppelt, so dass der Spannungspegel weitgehend unabhängig von der durch die Terminierung der Leitung bestimmte "Last" gleich bleibt?


    Der sauberste Weg, der Kiste ein korrektes Bild bei RGB-Speisung zu entlocken, wäre es vermutlich, in die Scart-RGB-Verbindung zwischen TV und Quelle z.B. einen THS 7314 als RGB-Verstärker einzuschleifen und diesen durch eingangsseitige Widerstandsteiler so einzustellen, dass das TV einen normgerechten RGB-Signalpegel erhält.


    Alternativ könnte ich natürlich die Terminierungswiderstände im TV vergrößern, aber das wäre nach meinem Ermessen Gebastel und nicht normkonform, denn die 75 Ohm sind nun einmal die Spezifikation.


    Kann es sein, dass die neueren Geräte sich nicht mehr all zu sehr um die ursprüngliche RGB-Spezifikation mit den 75 Ohm scheren, weil in den neuen Flach-TVs das RGB-Signal ohnehin direkt in die digitale Bildverarbeitung geht, und dort bei Bedarf über eine AGC-Regelung angepasst wird?

  • Viele Fragen in deinem langen Text. Soweit ich mich erinnere, definiert SCART das eindeutig. Und ja, der Terminierungswiderstand bei Videoleitungen, und somit auch bei den RGB und der Blanking Leitung, muss 75R sein. Der Quellwiderstand ebenso. Ansonsten würde es ja zu Reflexionen kommen. Dass das auch als Spannungsteiler gesehen werden kann, ist klar. Der Pegel ist aber am Stecker definiert mit definiertem Abschluss-R. Hier also bei angeschlossenem 75R. Der Leerlaufpegel ist höher. Aber eben schaltungsabhängig wie hoch bei welchem "falschen" Abschluss-R.


    Ist schon lange her, aber bin ziemlich sicher schwarz ist an RGB 0V und max. weiß eben 0,7V. Im Unterschied zu CVBS wo schwarz 0,3V sind und weiß 1V weil ja der Sync-Boden auf 0V geht (AC mäßig, da darf auch noch ein DC-Offset drauf sein AFAIR). Bei RGB gibt's meiner Erinnerung nach keinen DC-Offset.


    0,23V an RGB Leitungen mit 75R ist nicht schwarz. Da steht dann ev. in deinem DVD Player irgendeine Einstellung falsch. Also scheinbar hast du 2 Probleme - dein alter TV will mit normgerechten RGB Signalen kein "helles" Bild machen (dunkel kann ich mich erinnern, dass ich sowas auch schon mal gehabt habe, aber es war bei mir ziemlich sicher kein Loewe TV) und dein DVD-Player liefert kein richtiges schwarz. Vergleiche dazu das gleichzeitig ausgegebene CVBS Signal, dass liefert er ohnehin wegen dem Sync. Wenn da schwarz, also 0,3V liegt (Mittellinie des PAL modulierten Signals), dann müssen auch die RGB auf 0V sein.

  • Bzgl. des DC-Offsets kann ich ja heute Abend spaßeshalber noch einmal den Pin mit dem CVBS-Signal messen. Immerhin dürfte der DC-Offset das TV nicht, stören, weil das Signal über Koppelkondensatoren mit 0,1 µF in den TDA 3562 eingespeist wird.


    Aber wenn schon Offset, dann müsste wenigstens der Wert weiß entsprechend höher sein.


    Ich habe gestern einen THS 7314 bestellt. Den werde ich in ein Scart-Splitter-Gehäuse einbauen. Sauber geschirmt und mit brummfreier Spannungsversorgung per Linearregler, Ausgänge und Eingänge nach Norm mit 75 Ohm, Eingänge zusätzlich mit 0,1 µF Cs entkoppelt. Das Ding macht 6dB Verstärkung, da bleibt genügend Luft, um eingangsseitig eine Spannungsteiler-Gain-Regelung mit sinnvoll bemessenem Regelbereich voranzustellen.


    Das dürfte schneller zusammengebastelt sein als in detektivischer Arbeit zu versuchen, dem Übeltäter (dem, der sich nicht an die Norm hält) auf den Zahn zu fühlen.

  • RGB DC entkoppelt, ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist. Aber ich bin da schon eine Weile weg von der Analog-Videotechnik. Ich meine ich hatte so ein Problem mit einem Philips TV. Weiß aber nicht mehr, ob ich den damals umgebaut habe damit er normgerecht funktioniert, oder ob ich mich mit Y/C bzw. CVBS zufrieden gegeben habe.


    Bin gespannt was nach deinem Umbauten rauskommt. Das was du am DVD Out gemessen hast, war ja eindeutig nicht schwarz. Wäre mal interessant den Fernseher mit wirklich korrekten Signalen zu speisen. Ich würde hier einfach einen von meinen TV-Generatoren anhängen um dem auf den Grund zu gehen bzw. die SCART Norm nochmal raussuchen bevor ich zum Basteln anfange.

  • Wenn ich einen Testbildgenerator hätte, hätte ich den freilich auch als erstes angeschlossen, anstatt mich mit dem DVD-Player herumzuplagen ;).


    Im TV selbst ist eine DC-Entkopplung verbaut. Von Texas Instruments gibt es für den THS 7314 Applikationsempfehlungen sowohl für den DC-gekoppelten Betrieb als auch einen entkoppelten Betrieb. Die meisten Boards für Konsolen-Mods haben die Entkoppel-Cs bestückt.


    Ich werde auf jeden Fall berichten, wie ich es letztlich gemacht habe und was dabei rausgekommen ist.


    Am TV selbst lässt sich ja selbst (abgesehen von einer Vergrößerung der Terminierungswiderstände) nicht allzu viel umbauen:


    https://schultheiss.myds.me/pu…_ausschnitt_farb-teil.pdf


    Nach bzw. hinter "Stecker 17", auf dem Plan nicht mehr ersichtlich, kommt nur noch die geschirmte Leitung bis zur Scart-Buchse.


    Immerhin ist die Kiste schon von 1985. Drei Jahre, nachdem Scart in D überhaupt erst eingeführt wurde. Damals hat man sich in Consumer-Geräten vermutlich noch nicht allzu sehr um die Implementierung einer normgerechten RGB-Zuspielung geschert. Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass die Pins überhaupt schon mit RGB belegt worden sind.


    Immerhin scheine ich, sowohl meinen Recherchen zufolge als auch nach dem, woran Du dich erinnerst, nicht der erste zu sein, der von einem zu dunklen Bild bei RGB-Zuspielung in Verbindung mit einem Uralt-TV geplagt ist.


    Im "Praxiseinsatz" zum abendlichen TV-Gucken aus ausreichend Entfernung wäre CVBS natürlich ausreichend, und so hatte ich die Kiste in den 1990ern auch jahrelang im Einsatz. Aber wenn man einmal den Unterschied zu RGB gesehen hat...


    Bei RGB-Zuspielung gab es vor allem seitens derer, die mit den Flachkisten groß geworden sind, trotz des zu dunklen Bilds schon mehrfach ungläubige Blicke. Die wollten es einfach nicht glauben, dass man schon vor der pixelgenauen Ansteuerung nachsteinzeitlich fernsehen und sogar klein gedruckten Text gestochen scharf sehen konnte. Und das sogar mit einem spartanischen-rustikalen Chassis, für das digitale Bildverarbeitung, Kontrastverbesserung... Fremdwörter sind.

  • Und natürlich stehen die 0,7Vss / 75R für RGB auch in der BDA meines ersten DVD Players dem DVD-A360.


    Ich gehe davon aus, dass du das Datenblatt des TDA3562 schon durchgesehen hast. Irgendwie kann ich noch immer schwer glauben, dass der Chip da noch einen "Vorverstärker" braucht.

  • Hallo Rafiki,


    Danke für die gescannten Unterlagen zur Scart-Spezifikation! Ich wollte mich schon früher zurückmelden, aber ich wollte die Rückmeldung gleich mit dem Feedback zum Ergebnis meiner RGB-Amp-Bastelei verbinden. Da die letzten Tage etwas stressig waren, bin ich erst an diesem Wochenende dazu gekommen, den Amp in ein Scart-Gehäuse zu bauen.


    Verstehen tu ich's nach wie vor genausowenig wie Du, dass es einen "Vorverstärker" braucht, aber Fakt ist, dass sowohl der Philips-Player als auch der Sagemgom KDG-Receiver nicht über 0,5 Vss hinauskommen, wenn die Leitung spezifikationsgemäß mit 75 Ohm abgeschlossen ist. Die 75 Ohm-Widerstände sitzen, wie zuvor geschrieben, im TV.


    Gleichzeitig ist es so, dass die Signalpegel an den Pins 13, 15 und 17 des TDA3562 und an den Kathoden des Bildrohrs erst bei einem RGB-Eingangspegel von etwa 1 Vss (und eben nicht bereits bei 0,7 Vss) in etwa den Pegeln bei CVBS-Einspeisung des gleichen Signals entsprechen.


    Wie dem auch sei, der RGB-Amp ist mittlerweile fertig, das TV bekommt seine 1 Vss auf den RGB-Leitungen, und alle sind glücklich (obwohl's keiner Spezifikation entspricht).


    Hier ein paar Bilder vom Verstärker im Scart-Gehäuse...


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2020-02-06_-_rgb-video-verstaerker_1.jpg]


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2020-02-06_-_rgb-video-verstaerker_2.jpg]


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2020-02-06_-_rgb-video-verstaerker_3.jpg]


    ... und hier die Darstellung des DVD-Player-Menüs mit CVBS und (verstärktem) RGB-Signal im Vergleich:


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2020-02-07_-_menue_dvd-player_cvbs.jpg]


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2020-02-07_-_menue_dvd-player_rgb.jpg]


    Nachdem bereits die Qualität des Scart-Verteilers selbst unter aller Sau war, habe ich auf die Verwendung geschirmter Leitungen und eine Schirmung der Verstärkerplatine verzichtet. Dennoch hat sich, seitdem ich den Scart-Verteiler erstmals aufgeschraubt habe, ein Bild in meinem Kopf festgesetzt:


    Von dem armen Geschöpf, mutmaßlich nicht älter als zwölf oder dreizehn Jahre, der das Ding in irgendeinem chinesischen Hinterhof zusammenschustern "durfte", und dem dabei auch die Tonnen von Flussmittel, die über die eher im Nano- denn im µm-Bereich mit Kupfer beschichteten Platine verteilt worden und auf dieser zu einer zähen Pampe ausgehärtet sind, nicht weitergeholfen haben.


    Bereits im Auslieferungszustand war eine der aufgehauchten Kupferbahnen zwischen den beiden Scartbuchsen gerissen. Nachdem ich fertig war damit, die 3 mal 21 Klebestellen zu Lötstellen zu machen, konnte ich nachvollziehen, warum es für den "Monteur" mutmaßlich ein Nervenkitzel gewesen sein muss, sich den aufgehauchten Kupferbahnen mit dem Lötkolben auch nur zu nähern. Nicht weiter erwähnenswert, dass die Video- und Audioleitungen des Anschlusskabels nicht separat geschirmt waren, und die allermeisten handelsüblichen Coffee-to-go-Becher den China-Scart-Verteiler in Sachen Haptik und Wandstärke um Meilen übertrumpfen. Funktionieren tut's trotzdem.

  • Nachdem mir so viele von Euch geholfen haben, den Apparat zu restaurieren (und Alex 581 mich überhaupt erst noch einmal dazu ermuntert hat, weil ich nach der Sache mit der falschen Polaritätsbeschriftung auf dem Chassis und des in Folge durchgegangenen Netzteils die Kiste eigentlich schon abgeschrieben hatte), muss ich jetzt mal zwei Bilder einstellen vom vollendeten Werk:


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2021-02-16_-_loewe_studio_art_1.jpg]


    [Blockierte Grafik: https://schultheiss.myds.me/public/images/2021-02-17_-_loewe_studio_art_1.jpg]