Radioempfänger AEG Super 69WK - Frage zu Kondensatoren

  • Moin Harry,


    ein Röhrenprüfgerät habe ich leider nicht, und die Fachwerkstätten, die so eines noch hätten und die Röhre messen könnten, gibt es ja leider auch nicht mehr an jeder Ecke.
    Bevor ich an den Filtern zwecks Abgleich herumdrehe, würde ich sicherheitshalber mal eine andere Röhre einbauen, um das Gerät zu testen. Diese gibt es manchmal schon getestet ab 15€- im Zweifel ist das einfacher, als den Eingangs- und ZF-Bereich zu verstimmen um hinterher zu sehen, dass das vielleicht doch nicht zielführend war. An den Filtern kann ich hinterher immer noch herumdrehen. Falls das noch die erste Röhre von 1939 ist, dann kann es ja auch gut sein, dass sie wirklich schon ein bisschen schwach ist...


    Gruß, Alex

  • Hallo nochmal,


    ich habe das Gerät wieder zusammengebaut und wollte die Nadel von der Skala wieder am Skalenseil befestigen und dann mit einem Messsender prüfen, ob die Nadel an der richtigen Stelle befestigt wurde. Dabei fiel mir leider auf, dass auf dem MW-Band der Empfang nur im unteren Bereich (zwischen ca. 540kHz und 650kHz gegeben ist, wenn ich den Testsender z.B. auf 900kHz oder 1300kHz einstelle, schweigt das Gerät. Wenn ich vergleichsweise eine Philips-Philetta danebenstelle, kann ich den Messsender über das komplette MW-Band empfangen, wenn ich die entsprechenden Frequenzen einstelle- am Sender/an der Antenne kann es also nicht liegen.
    Die Eingangsröhre habe -wie obenstehend geschrieben- versuchsweise gegen eine "neue" getauscht- ohne Erfolg! Die Spannungen sind laut Manual auch alle im Soll-Bereich.
    Anhängend nochmal die Schaltung mit den bereits von mir getauschten Kondensatoren- den HF-Teil habe ich komplett unberührt gelassen!
    Hat noch jemand eine Idee, wo ein Defekt zu suchen wäre, oder läuft das Ganze auf einen Neuabgleich der Stufen hinaus? An den Spulen habe ich bislang absichtlich noch nicht gedreht, weil ich erst andere mögliche Defekte ausschließen wollte. Des Weiteren fehlt mir beim Abgleich der Kreise ehrlich gesagt noch die Erfahrung (habe früher Ewigkeiten TV- und Videogeräte repariert, Audio nur dann und wann mal, ein Neuabgleich der Stufen war allerdings bislang an keinem der reparierten Geräte nötig- möglicherweise kann ich hier noch etwas dazulernen, wenn jemand bereit ist, mir mit Tips zur Verfügung zu stehen! ;) ). Wichtig wäre mir, dass ich das komplette Frequenzband empfangen und die Empfangsqualität etwas verbessern könnte, allerdings möchte ich da keine Wissenschaft draus machen und dafür neue Gerätschaften anschaffen müssen- einen MW-Sender, ein digitales Multimeter, einen Sinusgenerator und ein Oszi könnte ich als Equipment anbieten, jedoch keinen Wobbler etc. ...


    Hoffe, jemand hat noch einen Tip für mich- habe jetzt so lange an dem Gerät gesessen und dies sukzessive wieder aufgebaut/restauriert; ich spüre, dass ich ganz knapp vor dem endgültigen Ziel bin... :D


    Gruß, Alex


    PS: Auf dem Mittelwellenband habe ich auch überhaupt kein Bandrauschen, wo sich z.B. die Philetta aber mit einem lauten Krachen/Rauschen bemerkbar macht- hat das auch etwas zu sagen oder ist das bauartbedingt bei diesem Gerät hier anders?

  • Ich würde aber im HF Teil auch den 0,1µf Kondensator rauswerfen
    und falls noch andere Teerpappendinger da rumoxidieren die auch rauswerfen.
    Anschließend erstmal den Kontaktsatz vom Wellenschalter d.h jeden Kontakt gründlich reinigen.
    Ich habe für sowas ganz feines Polierpapier oder so Holzstäbchen für Kontakte aus der Telefonzeit.


    Ich hatte auch schon Drehkondensatoten die einfach an einer bestimmten Stelle oder über einen ganzen Bereich
    einen Kurzschluss hatten.
    Da würde ich mal ansetzen d.h den Drehkondensator mal prüfen.
    Manchmal reicht es den Drehkondensator mal kräftig aber ganz vorsichtig zu reinigen ->z.b Bremsenreiniger oder Pinsel,Spiritus,Papierstreifen durch die Platten zu schieben und hinterher ausblasen.
    Die Lager aber nicht mit auswaschen.
    Gerade so Drehkondensatoren aus Zinkdruckguss neigen auch zur Zinkpest und verfaulen regelrecht.


    Da sind oft Ablagerungen der Jahrzehnte zwischen Rotor und Stator und oxide vorhanden.
    Ein Kapazitätsmessgerät reicht geht erstmal zum prüfen.


    Sollte der Drehkondensator an einer bestimmten Stelle einen Kurzschluss haben der sich durch reinigen,ausrichten und justieren der
    Platten nicht beheben lässt kommt
    "freibrennen" des Drehkondensators
    nach alter Vätersitte in Betracht!
    Ist aber nur für geübte Techniker geeignet ->Trenntrafo,60W Glühlampe....


    Mfg Andreas

  • Moin Andreas,


    danke für deine Tips! Wenn ich mich recht erinnere, habe ich den von dir genannten Kondensator auch getauscht, habe nur vergessen, dies zu erwähnen. Wenn man sich das Chassis von unten anschaut, ist kein Papier- oder Teerkondensator mehr vorhanden.


    Der Hinweis mit dem Drehko könnte tatsächlich stimmen- beim Drehen durch das komplette Frequenzband höre ich teilweise ein lauteres Krachen, welches nicht vom Empfang her kommt. Möglicherweise habe ich da wirklich einen Kurzschluss infolge von Verschmutzungen- mechanisch sieht der Drehko nicht defekt aus (nichts verbogen etc.). Ich werde den Kondensator zunächst einmal vorsichtig reinigen, wie von dir vorgeschlagen, das ist sicher die sicherer Methode (obwohl mir das "Freibritzeln" auch gut gefällt, hab mir das bei Youtube einmal angeschaut ;) ).


    Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten hinsichtlich Erfolg oder Misserfolg gibt!


    Gruß und schönen Sonntag,


    Alex

  • Ich habe das freibrennen von Drehkondensatoren schon mehrfach angewendet wenn man
    weiss was man da macht ist das kein Problem mit dem "freibritzeln".
    Schön ist das man bei dem klassischen Versuchsaufbau sofort sieht was da mit dem Drehkondensator los ist
    und wo es knallt zwischen den Platten.
    Das hat der Radiomonteur
    in den 30er~50er Jahren immer so gemacht wenn ein Drehkondensator einen feinen Plattenschluss hatte.
    Ein Drehkondensator war früher richtig teuer da hat man auch mit unkonventionellen Mitteln versucht den
    zu reparieren.


    Vielleicht ist bei dir nur etwas Oxid an den Platten oder der Staub und Dreck der Jahrzehnte verbiegt die Platten
    beim eindrehen.


    Meistens ist das alles reparierbar das war früher schliesslich darauf ausgelegt es zu reparieren.
    Ich liebe diese alten Kisten egal wie vergammelt die sind die laufen alle wieder eiwandfrei außer
    einer hat schon daran rumgefingert und was "verbessert"!


    Ich habe schon einige Geräte aus den 30er & 40er Jahren wiederbelebt!
    Es ist einfach herrlich wenn so ein Gerät nach Jahrzehnten beim ersten anheizen der Röhren
    wieder leise und dann immer lauter röchelt.


    Erstaunlich was die früher mit ein paar aktiven Bauteilen aus den Geräten rausgeholt haben!
    Ich freue mich dann immer abends die Mittelwelle durchzukurbeln und bei idealen
    Bedingungen z.b das spanische Radio auf 738khz reinzubekommen.


    Den netten gut funktionierenden MW Modulator habe ich mir gebaut:
    http://www.b-kainka.de/bastel73.htm
    Damit kann man mit einer an der richtigen Stelle angesetzten Drahtantenne und leichter Anpassung der UB auf 18-24V die Geräte
    im Nostalgiezimmer perfekt beschallen.
    Ich hatte 2 neue Quarze mit 819.200 KHZ am Lager die passten ideal für den Modulator.
    Wo ich die mal herhatte ist fraglich mein Versuch welche nachzukaufen scheiterte bis heute.


    Ach,
    und das passende Programm z.b den RIAS-Berlin aus den tiefen der alten Zeit gibts hier zum aufschalten auf den Modulator:
    http://www.rias1.de/rias2.htm


    Mfg Andreas

  • Bin heute wieder dazu gekommen, den HF-Teil einmal näher unter die Lupe zu nehmen: Die Platten waren regelrecht verschmutzt, regelrecht klebrig möchte ich sagen. Ich habe diese flüssig mit Leiterplattenreiniger gereinigt und somit wieder glänzend bekommen. Im Anschluss habe ich alle Zwischenräume sorgfältig mit Luft (Hochdruck) ausgeblasen und visuell geprüft (mit Gegenlicht), ob noch Verunreinigungen vorhanden sind, oder ob sich gar die Platten gegenseitig berühren. Dies kann ich nun ausschließen!


    Des Weiteren habe ich doch noch einen vergessenen Teerkondensator gefunden, welcher sich unter einer Verkleidung versteckte- Asche über mein Haupt! 8o Nachdem ich diesen getauscht hatte, habe ich das Gerät nochmal in Betrieb genommen. Das Ergebnis ist wie folgt:


    Bei gleichem Versuchsaufbau (Signalton vom Generator -> Mess-Sender -> Radio, Signal wird nicht direkt, sondern über Antenne eingekoppelt) fliegt mir bei ca. 540kHz der Lautsprecher fast weg, während ich ab ca. 850kHz das Sendersignal fast direkt in die Antennenbuchse einspeisen muss, damit ich überhaupt noch etwas Nennenswertes höre. Allerdings ist es so, dass -wenn der Messender direkt mit dem Radio-Eingang verbunden ist- ich den Signalton über das komplette Band empfangen kann (also ca. von 540kHz bis 1500kHz), wenn ich einmal das Band durchkurbele. Jedoch nimmt die Empfangsstärke deutlich ab >800kHz ab. Mit meiner Philetta (als Referenzgerät) habe ich mit einer normalen Wurfantenne ein gleichbleibend starkes Signal über den kompletten MW-Bereich. Den Drehko kann ich als Fehlerursache somit wohl ausschließen...


    Hat noch jemand eine Idee, wie ich dem Burschen einen gleichbleibend lauten Empfang über das komplette Frequenzband entlocken kann? ;)


    Gruß, Alex

  • Hallo Harry,


    Ja, habe mir extra eine für gut befundene Röhre zugelegt und probeweise eingesteckt- es ändert sich leider gar nichts an den Sympthomen.
    Dann werde ich wohl mal die Kondensatoren in den einzelnen Kreisen messen- die Widerstände habe ich schon alle gecheckt, die sind leider auch okay... :S

  • Hallo Alex851.


    Habe Deinen Bericht mit Spannung gelesen....


    Ich hätte da ein paar Ideen:


    Wie sieht denn die Antennenbuchse aus? Vielleicht ist diese oxydiert? Der Übergabepunkt von Buchse zur Leitung - ich würde mal die Leitung neu dranlöten, nur um dieses auszuschließen.


    Die Gummifäden in den Abgleichkernen sind vorhanden und nicht brüchig?
    Die Pins an den Röhren sind ok (Oxyid)? Die Sockel auch?
    Wellenumschalter sind frei von Oxyid?
    Es könnte auch der Fall sein, dass ein Keramik Kondensator einen Schluß aufweist (Empfangsteil), oder in der Klangregelung.


    Gibt es vielleicht ein "Maßeproblem"? - Kondensatoren können bei Zeiten recht "hinterhältig" sein.....


    Soweit die Ideen eines "Frischlings"....


    LG
    Horst

  • Hallo Horst,


    danke auch für deinen Beitrag!


    Die Antennenbuchse sieht wieder gut aus- sie ist gut gereinigt und die Kabel sind neu angelötet- das kann ich also ausschließen.


    Die Röhrenpins aller Röhren sind gereinigt, die Kontakte der Sockel auch.


    Die Wellenschalter habe ich auch komplett gereinigt, die Klangregelung ist komplett erneuert, da dort alle Kondensatoren bereits zerbröselt waren.


    Nach einem Masseproblem sieht es eigentlich auch nicht aus, die Kondensatoren habe ich mangels Zeit noch nicht näher unter die Lupe nehmen können, weil ich in den letzten Tagen/Wochen viel unterwegs war. Einen Teerkondensator hatte ich übersehen, den allerdings ohne Erfolg bereits erneuert. Falls ein keramischer Kondensator den Fehler verursacht, dann ist es aber zumindest nicht sichtbar (und ich vermute mit entsprechenden Messgeräten auch kaum messbar), weil sich das kapazitive Verhalten wohl nur bei Anliegen höherer Frequenzen ändert- hier könnte ich vermutlich nur die entsprechenden Kondensatoren prophylaktisch tauschen...


    Gruß, Alex

  • Hallo Alex.


    Ja ich spielte auf die höheren Frequnzen an. Wie Du sagst ändert sich das Empfangsverhalten nach oben im Frquenzband hin - da kam ich auf diese Idee, da ich slebst schon eine "Isabella Stereo" restauriert habe. Das war ein Sondermodell: Baujahr 1958/59 - Damals der Übergang zu Stereogeräten - mit extra verbautem Zusatzverstärker (Einfach) Verstärker auf Chassies Gegentakt (2XEL84)!


    Da gab es auch so ein ähnliches Problem. Allerdings in der Klangregelung. Die Höhenregelung war nahezu ohne Wirkung.
    Ein paar Kondis ausgetauscht - teilweise gegen Styroflex getauscht - , und schon war das Problem beseitigt.


    War ja auch nur so eine Idee die ich zu in Deinem Fall hatte....


    Übrigens: Das "KM-20MF" von Pollin kann die ganz kleinen auch messen....


    LG
    Horst

    Einmal editiert, zuletzt von Horst571 () aus folgendem Grund: Gerätebezeichnung korrigiert

  • Hallo zusammen,



    endlich geht es weiter- krankheitsbedingt hat es leider wieder einmal länger gedauert! ;(


    Ich habe mir jetzt einmal die Kondensatoren des HF-Teils vorgenommen, und hier stimmt eigentlich bis auf einen Kondensator überhaupt nichts (siehe Bild anbei). Ich würde die keramischen Kondensatoren durch weitestgehend ähnliche Werte tauschen: 25pF -> 27pF, 30pF -> 33pF, 45pF -> 47pF, in der Hoffnung, dass ich nicht die kompletten Stufen im Nachgang komplett neu abgleichen muss.
    Was mache ich mit den übrigen Kondensatoren? Kann ich den 60pF gegen 2x120pF in Serie ersetzen, und den 7.5pF gegen 10pF sowie den 430pF -> 420pF (2x220pF parallel)?


    Gruß, Alex

  • Hallo zusammen,


    Oft sind diese Kondensatoren Styroflex Typen. Die gehen so gut wie nie kaputt! Was sind hier für welche verbaut? Glimmer?


    Klar kannst Du die von Dir vorgeschlagenen Werte nehmen. Ich persönlich würde aber keine Cs in Reihe schalten. Also für 60pF z.B. 47pF + 12pF. Oder 39pF + 22pF.


    Gruß
    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    in diesem Fall würde ich auf keramische Kondensatoren tippen, siehe auch Bilder anbei! ;) Die einen sind in Röhrchenform ausgeführt, die anderen in runder, münzartiger Ausführung (hab ich noch nie bisher gesehen). Mit 500V-2kV Spannungsfestigkeit wäre ich sicher auf der sicheren Seite, oder (es stehen keinerlei Spannungsangaben auf den Kondensatoren)?


    Dann sehe ich zu, dass ich durch Parallelschalten der C's nahezu die richtigen Werte erreiche...


    Die eingezeichneten Werte entsprechen tatsächlich denen, die ich auch gemessen habe- habe nochmal zwei Neukondensatoren als Referenz an meinen Kapazitätstester angeschlossen um sicher zu sein, dass mein Messgerät keine Fehlmessung anzeigt!


    Gruß, Alex

  • Hallo zusammen,


    ja, Rohr ist auf alle Fälle Keramik.
    Diese "Münzen" hab ich selbst auch noch nie gesehen. Sehr interessant.


    Eigentlich reichen bei allen Cs 500V DC. Keramik Cs mit so kleinen Kapazitäten gibts aber natürlich auch problemlos in 1kV oder mehr.
    Nur bei Cs an der Anode der Endröhre (die Leitung die am Übertrager hängt) und die 5nF Teile im Netzteil, da brauchts mehr.


    Gruß
    Bernhard

  • Hallo zusammen,


    leider hat es wieder ein bisschen gedauert, aber die letzten Kondensatoren habe ich nun auch noch rausgeschmissen- das Gerät läuft wieder einwandfrei! :)


    Was lange währt, wird endlich gut- nach über einem Jahr! :D Früher hatte ich mehr/regelmäßiger Zeit für sowas... :rolleyes:


    Dankeschön (auch für die Geduld) an alle, die mitgeholfen haben!


    Gruß, Alex

  • Bis zur Rente hab ich noch ein paar Jahre, und Enkel hab ich noch nicht! :D Aber mein Sohn nimmt mich auch ganz schön in Anspruch, so dass viele Radios länger liegenbleiben- und so alt, dass er sich für Radios interessiert bzw. mir ggf. bei den Reparaturen helfen könnte, ist er noch nicht... 8)
    Nix für ungut- die kalte Jahreszeit kommt, und die nächsten Röhrenradios sind schon inner Pipeline, u.a. Philips Philetta, Telefunken Jubilate, Emud L2W (Volksradio)... :thumbup:


    Gruß, Alex