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  • Die jahr(zehnt)elang übliche Bildqualität (625 Zeilen, 50 Halbbilder/s) wurde anhand empirischer Versuche ermittelt, wobei man als Sehabstand etwa die sechsfache Länge der Bildschirmdiagonalen festlegte, weil der "Gelbe Fleck" des Augenhintergrundes den Sehwinkel begrenzt und es wenig Sinn macht, nur einen kleinen Teil der Schirmoberfläche in der Mitte zu beobachten. Sitzt man näher, entgeht ein erheblicher Teil der Information auf dem Bildschirm oder man orientiert unaufhörlich die Augen, was extrem ermüdend ist. Außerdem kann man mit durchschnittlichem Sehvermögen nur Details unterscheiden, die eine bestimmte Größe haben.


    Anhand dieser "biologischen" Vorgaben hat man eine Bildschirmauflösung festgelegt für das Schwarzweißbild (Videobandbreite, Bildfrequenz). Die Sehschärfe für Farbe ist ohnehin wesentlich geringer (niedrigere Dichte der entsprechenden Rezeptoren auf der Netzhaut), so daß man bei der Einführung des Farbfernsehens die Farbinformationen im verfügbaren Frequenzband unterbringen konnte.


    Man nehme Platz in zwei Meter Abstand vor einem Bildschirm mit zwei Meter Diagonale. Alles, was mehr als 10 cm von der Bildschirmmitte entfernt ist, wird nur undeutlich wahrgenommen bzw. erfordert einen Schwenk des Auges. Der Zweimeterbildschirm in 16/9 hat knapp einen Quadratmeter Fläche, von denen aus zwei Meter Abstand kaum vier (!) Prozent besehen werden können. Ein großer Bildschirm in geringer Entfernung mit gleichmäßiger Auflösung über die gesamte Fläche für Farbe und Helligkeit ist letztendlich nichts anderes als eine gigantische Verschwendung. Man errechne, welche Bandbreite nötig ist, um alle Informationen zu übertragen: Zahl der Bildpunkte, Bildwiederholfrequenz, Farbtiefe. Ich stelle die Frage nach dem Sinn eines solchen Aufwandes.


    Jedenfalls hat die Evolution der Sehschärfe nicht mit der Auflösung des Bildes mitgehalten.

    4 Mal editiert, zuletzt von rosebud () aus folgendem Grund: Verbesserungen im Text

  • Jedenfalls hat die Evolution der Sehschärfe nicht mit der Auflösung des Bildes mitgehalten.


    Sehr war, und ich denke, eine Kernaussage :-)
    Hier geht es ja ausschließlich um 19 Zöller, und das bei einem Betrachtungsabstand von weit über einem Meter (siehe Bild in #1)
    Da ist die alte Fernsehnorm völlig ausreichend, schärfer kann man doch garnicht sehen!
    Gruß
    Winfried

    Ich bin nicht inkompetent. Nur ein Nachtmensch mit einem Tagesjob! :O ?(

  • quink: Nö, muss man nicht löten, man kann Hardware auch in VHDL erzeugen...


    [...] Man errechne, welche Bandbreite nötig ist, um alle Informationen zu übertragen: Zahl der Bildpunkte, Bildwiederholfrequenz, Farbtiefe. Ich stelle die Frage nach dem Sinn eines solchen Aufwandes. [...]


    Eben um diese Bandbreite zu begrenzen gibt es die verlustbehafteten Kompressionsverfahren wie MPEG und JPEG. Wobei diese natürlich den anatomischen Schwächen der Humanoiden angepasst sind, andere Spezies (wie manche Vögel und Reptilien) mit einer wesentlich besseren räumlichen und zeitlichen Auflösung und größeren Farbumfang (bis in den UV-Bereich) würden sich über unser "HD" schlapplachen.

    "As we know, there are known knowns. There are things we know we know. We also know there are known unknowns. That is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns, the ones we don't know we don't know." (Donald Rumsfeld)
    "Ich weiß, dass ich nichts weiß." (Sokrates)
    "Ich weiß nicht mal, dass ich nichts weiß." (Simba2)
    "Ich weiß' alles" (Alpina-Katze)

  • Das stimmt, Eric, aber sowohl Vögel als auch Reptilien pflegen das RL. Wissen nicht, was Realität und Illusion derselben bedeutet. GUT SO! Besser, wir Menschen wären ähnlich drauf.
    Vielleicht eine unschätzbare Eigenheit, die wir Humanoiden inzwischen verloren haben, das FFS hat uns in den letzten Jahrzehnten "verbildet". "It must be true", its on the screen.
    Von der Sache her finde ich das Fernsehen eigentlich als oberflächlich und suchtfördernd, habe ich doch die gesamte Entwicklung durchlaufen müssen.
    Wenn da nicht die faszinierend interessante Technik wäre, der ich verfallen bin, mit Leib und Seele.
    In den 70igern und 80igern als Servicetechniker tätig, als längst nicht alle Haushalte mehr als ein Gerät besaßen, da bekam ich die Kiste zur Rep und gleich die bange Frage: Wie lange dauert das denn?
    Und viel schlimmer der Nachsatz: Was sollen wir denn solange abends machen? Da wurde mir klar, daß ich ein Drogenhändler bin / war, habe mich dann später hauptberuflich anders orientiert.


    Und hier an alle, die zuviel Fernsehen schauen: Ihr seid Voyeure, de Fakto und im Geiste! Guckt Euch Kernschrott an, der Euren Geist vergiftet!
    Ich habe zwar genug Kisten hier stehen, aber seit Jahren kein Gerät mehr betriebsbereit. Fühle mich vollverarscht von der GEZ, weil ich WIRKLICH kein FS mehr gucke.
    Muß zahlen für nix, leider kein wirklich gangbarer Ausweg für mich, einfach durch meine Beiträge deren Schrott mitfinanzieren, KOTZ!
    Dabei ist meine Satellitenanlage abgeschaltet, fehlt mir absolut nicht.
    Mit kollegialem Gruß an die Fernsehtechniker hier, die das bestimmt nachvollziehen können
    Winfried

    Ich bin nicht inkompetent. Nur ein Nachtmensch mit einem Tagesjob! :O ?(

  • Zitat

    Man nehme Platz in zwei Meter Abstand vor einem Bildschirm mit zwei Meter Diagonale. Alles, was mehr als 10 cm von der Bildschirmmitte entfernt ist, wird nur undeutlich wahrgenommen bzw. erfordert einen Schwenk des Auges.


    Na und. Das ganze Leben besteht aus "nicht 100% scharf" aufgenommenen Informationen über die Augen und Bewegung der Pupillen.


    Zitat

    von denen aus zwei Meter Abstand kaum vier (!) Prozent besehen werden können


    Ich würde den Ausdruck "besehen" sicher anders definieren.


    Zitat

    ...letztendlich nichts anderes als eine gigantische Verschwendung. Man errechne....


    Wirklich verschwenderisch wird es IMHO erst, wenn man Video über einen dafür absolut ungeeigneten Übertragungsweg (LAN, Internet) verbreitet. Das nenne ich Ressourcenverschwendung vergleichbar eventuell mit der Schneehalle in Dubai.

  • Hallo Winfried,



    vielen Dank für Deinen ausführlichen, stimmungsvollen und inhaltlich sicherlich korrekten Beitrag. Auch wenn heute noch eine Lösung für Nam June Paiks Installation gefunden werden kann, sehe ich auch das große Problem, wie und vor allem wer in 30-40 Jahren damit weiter umgehen soll. Im Zuge meiner Arbeit bin ich mit einigen Professionellen und Bildröhren-Fetischisten in Kontakt, die zu beobachten meinen, dass von einer breiteren Masse das Fehlen der Bildröhrentechnik immer mehr als Verlust erkannt wird. Es ist zu hoffen, dass ein neues Bewusstsein für die (massen-) kulturprägende Technologie entsteht und vielleicht zu einer kleinen Renaissance verhilft. In der Kunstgeschichte war dieses Prinzip von Rückbesinnung, Nostalgie und Revival zumindest in jeder Epoche zu finden.
    Beste Grüße,
    Christian Imhoff

  • Ich fürchte mal, dass in Zeiten, wo die Bildschirmdiagonale immer größer werden muss (unter 40 Zoll muss man ja schon richtig suchen) die klassische Bildröhre keine Chance mehr hat. Die werden dann zu sperrig und zu schwer und lassen sich nicht mehr verkaufen. Und will man nur eine kleine Minderheit damit versorgen, so wird es mangels Stückzahl noch teurer. Ich fürchte ferner, die Technologie und die Leute, die sie beherrschen, gibt es in Europa heute auch nicht mehr. Und eine 50 Zoll Bildröhre - wenn es sie denn gäbe - möchte auch niemand aus China oder sonstwo importieren. Zu teuer.

  • Ja, die BR ist tot. Und hier geht es erstmal primär darum, prophylaktisch Ersatzteile auf Vorrat zu besorgen.
    Achte dabei darauf, die richtig alten gekrümmten (curved) Röhren zu bekommen.
    Deutlich im Bild auf #1 zu sehen, nicht die der letzten und vorletzten Generation, das würde bei Ersatz negativ auffallen. Semicurved und flat paßt hier nicht.
    Bevor in vlt. zehn, fünfzehn Jahren sämtliche 19 Zöller auf den Wertstoffhöfen gelandet sind und die Rekrutierung ein echtes Problem wird.
    Die Technologie ist eigentlich recht gut dokumentiert, es wird also noch jahrzehntelang Elektroniker geben, die damit umzugehen wissen.
    Aber ohne Ersatzteile ist der beste Mann chancenlos.
    Auf eine Renaissance der Röhre würde ich mich nicht verlassen, Du und ich werden das jedenfalls nicht mehr erleben.
    Mag sein, in ferner Zukunft, aber allenfalls mit musealem Hintergrund! Getragen von einer ebenfalls verschwindend kleinen Gruppe.
    Mit Horrorpreisen für CRT-Teile.


    Ein weiterer Tip: Die vorhandene Installation nicht 24/7 im Betrieb lassen. Das erhöht die Lebensdauer des vorhandenen Equipments.
    Ansonsten brauchst Du alle zehn bis zwanzig Jahre nen kompletten Satz neuer Röhren. Plus Chassis.
    Ebenfalls würde ich mal drüber nachdenken, ob der Kontrast aller Röhren wirklich so stark aufgedreht sein muß......im Bild kommt mir das so vor.
    Hier wäre weniger mehr (Lebensdauer)!
    Und auf jeden Fall für die Beseitigung der entstehenden Abwärme Sorge tragen.


    Ach ja, natürlich ist der Trend zu den immer größeren Diagonalen dem Verbraucher schließlich aufdiktiert worden.
    Typisch, über Werbung und Verfügbarkeit in Kombination mit einem erschwinglichen Preis wurde hier, wie überall, eingebildeter Bedarf geschaffen!!
    Und weiter geht es mit einer immer höheren Auflösung, in Kombinationen mit immer höheren Datenraten, das braucht dann wieder mehr Energie...
    Weiß nicht, wohin das noch führen soll, angelangt bei den 19" Glotzen und 90°Ablenkung vor weit über 20 Jahren sparten die richtig Strom. Auch an heutigen Standards gemessen.
    Dagegen fressen die heutigen großen Displays ein Mehrfaches davon. Es muß dort ja auch ein recht leistungsfähiger Rechner arbeiten.


    gruß
    Winfried

    Ich bin nicht inkompetent. Nur ein Nachtmensch mit einem Tagesjob! :O ?(